Mehr Freiheit für Sozialpädiatrische Zentren

Selbsthilfeorganisationen fordern mehr Möglichkeiten für die Zentren, ein eigenes Versorgungsspektrum festzulegen. Oft stünden KVen der Entwicklung im Weg.

Von Eugenie Wulfert Veröffentlicht:

BERLIN. Sozialpädiatrische Zentren (SPZ) in Deutschland sollen freier entscheiden können, ob sie das Versorgungsspektrum sowie die Therapiemöglichkeiten ihrer Einrichtung erweitern.

Das forderte Dr. Dirk Schnabel, Facharzt für Kinder- und Jugendmedizin an der Berliner Charité, anlässlich des 20. Jubiläums der Selbsthilfeorganisation Kindernetzwerk e.V. in Berlin.

Bisher haben die einzelnen Sozialpädiatrischen Zentren allerdings unterschiedliche Schwerpunkte und behandeln entsprechend nur Kinder mit bestimmten Erkrankungen.

"Das liegt auch daran, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen die Zulassung von einzelnen SPZ auf Neuropädiatrie beschränken", kritisiert Schnabel.

Damit auch Kinder mit anderen chronischen Krankheiten optimal versorgt werden können, müsse sich das dringend ändern.

Chronische Erkrankungen treten im Kindes- und Jugendalter immer häufiger auf. Zentral bei der Versorgung der Betroffenen ist immer der Kinderarzt. Etwa 16 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland haben aber laut Schnabel einen besonderen Behandlungsbedarf.

"Diese Patienten brauchen nicht nur eine hervorragende medizinische und pflegerische Versorgung, sie und ihre Familien müssen auch psychosozial betreut werden", sagte der Kinderarzt.

Belastungen für Kinder und ganze Familie

Denn zu den körperlichen Beschwerden kommen bei diesen besonderen Patienten auch oft psychische Erkrankungen sowie eine gestörte soziale Entwicklung. Das belaste nicht nur die Kinder, sondern die ganze Familie erheblich.

All dies erfordere eine ganzheitliche und individuelle Betreuung, die ein niedergelassener Kinderarzt nicht leisten könne.

"Sozialpädiatrische Zentren bieten eine multiprofessionelle, sozialpädiatrische Spezialversorgung, da dort Fachleute aus medizinischem, psychologischem und pädagogisch-therapeutischem Gebiet eng und fachübergreifend zusammenarbeiten", sagte Schnabel in Berlin.

Allerdings stelle eine Öffnung auch hohe Anforderungen an ein SPZ: von zusätzlichen Behandlungsräumen bis hin zum qualifizierten Personal. "Im Sozialpädiatrischen Zentrum der Charité war es ein Prozess, der viele Jahre gedauert hat", berichtete er.

Dennoch sollen die SPZ nach Ansicht von Schnabel eine zunehmende Öffnung vorantreiben, um eine flächendeckende Versorgung zu bieten.

Denn es gebe noch einige Regionen, in denen chronisch kranke Kinder nicht immer optimal versorgt werden. Um den betroffenen Kindern und ihren Familien zu helfen, müssen sich die Akteure, so der Appell des Facharztes, besser vernetzen und verzahnen.

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