Bundestagsdebatte

Merz verschärft den Druck auf Nina Warken: Muss sie jetzt mit der Brechstange sparen?

Bei der Generalaussprache im Bundestag lässt Bundeskanzler Friedrich Merz keinen Zweifel, dass er zu Einschnitten bei den Sozialkassen bereit ist. Jetzt muss Bundesgesundheitsministerin Nina Warken liefern.

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Stimmte die Bürger auf einen „Herbst der Reformen“ ein: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei der Generaldebatte zum Haushalt 2025 am Mittwoch im Bundestag.

Stimmte die Bürger auf einen „Herbst der Reformen“ ein: Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) bei der Generaldebatte zum Haushalt 2025 am Mittwoch im Bundestag.

© Kay Nietfeld/dpa

Berlin. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hat in der Generaldebatte des Bundestags über den Haushalt 2025 seine Erwartung für die anstehenden Sozialreformen umrissen. Aufgabe der Koalition müsse es sein, einen „neuen Konsens“ zu formulieren, „was Gerechtigkeit in unserer Zeit heißt“.

Reformen bezeichnete Merz als „unumgänglich“ und machte deutlich, dass er dafür mehr Steuern nicht für geboten hält. Vielmehr müsse das vorhandene Geld in der gesetzlichen Krankenversicherung besser eingesetzt werden, „ohne dass sich die Kosten für den Einzelnen und die Unternehmen ständig erhöhen“, sagte er am Mittwochvormittag.

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Im Parlament adressierte der Bundeskanzler den Aufgabenbereich von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) nur vage, tags zuvor war er bei einer Veranstaltung der Maschinenbau-Branche umso deutlicher geworden: Mit Blick auf Kranken- und Pflegeversicherung sowie die Rente forderte er „bessere Anreize, mit den Ressourcen, die wir haben, sparsamer umzugehen“.

„Zweifelhafter Rekord“ bei Arztbesuchen

Im Visier hat der Bundeskanzler dabei besonders die GKV. Denn mit einer Milliarde Arztbesuchen im Jahr halte Deutschland in Europa einen „zweifelhaften Rekord“.

Ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts fließe in Deutschland in die sozialen Sicherungssysteme. „Wir können mit den gegenwärtigen Ausgaben nicht so weitermachen wie in der Vergangenheit.“ Dass Kommissionen eingesetzt wurden, die Reformen in den Sozialsystem vorbereiten sollen, diene nicht dem Zeitverzug, sondern dem Ziel, dass sie „breite Zustimmung finden müssen, wenn sie auf Dauer tragen sollen“, sagte Merz.

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Flankiert wurden diese Aussagen am Dienstag durch Ermahnungen von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Beim Deutschen Fürsorgetag in Erfurt drängte der ehemalige Kanzleramtsminister unter Bundeskanzler Gerhard Schröder dazu, „den Sozialstaat, wieder einmal, neu zukunftsfähig zu machen.“

Und hier müsse es darum gehen, „das Verhältnis von Einnahmen und Ausgaben, von Solidarität und Eigenleistung zeitgemäß zu justieren.“ Steinmeier gilt als Architekt der „Agenda 2010“, die auch Einschnitte in der Gesundheitsversorgung umfasste.

Nur ein Darlehen für GKV und Pflege

Gesundheitsministerin Nina Warken bekommt für diesen Arbeitsauftrag im aktuellen Haushalt nur ein Darlehen für GKV und Soziale Pflegeversicherung (SPV) mit auf den Weg.

Ihre Bemühungen, weitere Steuermittel für die kurzfristige Konsolidierung der Sozialkassen aus dem Bundeshaushalt zu mobilisieren, sind erfolglos geblieben. Soll ein weiterer Anstieg des Zusatzbeitrags 2026 vermieden werden, bleiben im Instrumentenkasten nur noch harte Sparvorgaben, die kurzfristig die Ausgaben senken. (fst)

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Kommentare
Dr. Andreas Rahn 17.09.202514:35 Uhr

Es ist darauf hinzuweisen, dass im Rahmen des geltenden Abrechnungssystems viele Arztbesuche gar kein Geld mehr kosten, zumindest, was die ärztlichen Honorare angeht, von Folgekosten für Medikamente usw. abgesehen.
Gerade bei behandlungs- und betreuungsintensiven Fällen bekomme ich als Hausarzt im Rahmen von Pauschalierungen und Budgetierungen für mehr Arbeit - also auch für mehr Konsultationen - nicht mehr Honorar.
Viel wird man sparen, wenn man immer mehr Leistungen statt stationär ambulant machen lässt, wobei die Deckelung der ambulanten Honorarsummen beibehalten wird. Die Verlagerung von stationär nach ambulant ist bereits seit Jahren deutlich zu spüren: immer frühere Entlassungen, Beschränkung der stationären Maßnahmen auf das vital Gebotene usw.
Der reine Blick auf Kosten greift zu kurz. Unsere Gesellschaft kann sich ein qualitativ gutes Gesundheitswesen sehr wohl leisten.

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