Neues Forschungszentrum

Millionen-Investition für die Demenzforschung

Fast 127 Millionen Euro haben der Bund und das Land NRW für den Neubau des Zentrums für neurodegenerative Erkrankungen in Bonn bereitgestellt.

Von Nina Nöthling Veröffentlicht:
Bundeskanzlerin Merkel im DZNE mit Dr. Hans-Ulrich Fried, Leiter der lichtmikroskopischen Abteilung.

Bundeskanzlerin Merkel im DZNE mit Dr. Hans-Ulrich Fried, Leiter der lichtmikroskopischen Abteilung.

© Rattay//dpa

BONN. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Wissenschaftsministerin des Landes Nordrhein-Westfalen Svenja Schulze (SPD) haben den Neubau des Deutschen Zentrums für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) in Bonn eingeweiht.

Das Zentrum integriert die Forschung zu Prävention, Therapie und Versorgung von Patienten mit Nervenerkrankungen wie Demenz, Parkinson und Amyotrophe Lateralsklerose. Durch die enge Zusammenarbeit der unterschiedlichen Disziplinen und mit dem Uniklinikum Bonn sollen Forschungsergebnisse effektiv und schnell in die Praxis umgesetzt werden. "Die großen Fragen der Gesundheitsforschung lassen sich nur disziplin- und einrichtungsübergreifend beantworten", betonte Merkel in ihrer Rede zur Eröffnung.

Das DZNE in Bonn gehört zu einem Netzwerk aus neun Standorten in Deutschland, unter anderem in Berlin, Dresden und Witten. Die rund 1000 Mitarbeiter, von denen etwa 500 am Standort Bonn tätig sind, erforschen sowohl die Ursachen neurodegenerativer Erkrankungen als auch Therapiemöglichkeiten und Versorgungskonzepte. Es ist kein Zufall, dass die drei neuen Gebäude auf dem Gelände des Universitätsklinikums Bonn angesiedelt sind. Die Nähe soll die Zusammenarbeit zwischen DZNE und Universitätsklinik erleichtern. "Um Forschungsergebnisse schnell und effizient zur Anwendung zu bringen, ist es wichtig auch schwersterkrankte Patienten zu erforschen", so Merkel.

Forscher des DZNE dürfen Patienten der Uniklinik direkt ansprechen und sie zur Teilnahme an Studien einladen, erklärte Professor Thomas Klockgether, Direktor für Klinische Forschung am DZNE. "Die meisten Patienten sind froh, an Studien teilzunehmen", sagte er. Auch die baulichen Maßnahmen in Bonn vereinfachen die Zusammenarbeit. So führt ein Tunnel vom DZNE direkt zum Zentrum für Neurologie, Psychiatrie und Psychosomatik. Er ermöglicht es auch bettlägerigen Patienten, ohne Probleme an DZNE-Studien teilzunehmen.

Das Forschungszentrum hat ein hochmodernes Robotik-System erworben. Das Gerät testet die Wirkung von Medikamenten und anderen chemischen Substanzen auf Nervenzellen. Dazu werden feindosierte Mengen einer Substanz auf Probenhalter mit Nervenzellen gegeben. Die Reaktionen werden mithilfe eines hochauflösenden Mikroskops festgehalten und per Computer ausgewertet. Die Anlage funktioniert automatisch und kann so tausende von Tests pro Woche ausführen.

Ein weiteres Forschungsprojekt ist die "Rheinland Studie". Unter der Leitung von Professorin Monique Breteler wollen die Forscher herausfinden, welche Faktoren aus Erbmaterial und Umwelt Menschen beeinflussen. Dafür begleiten sie bis zu 30 000 Menschen ab einem Alter von 30 Jahren mehrere Jahrzehnte lang.

Alle drei bis vier Jahre kommen die Teilnehmer zum DZNE und durchlaufen verschiedene Tests. Dazu gehört die Untersuchung der Augen. Das Auge und das zentrale Nervensystem haben denselben Ursprung, deshalb lässt die Netzhaut Rückschlüsse auf das Gehirn zu. Außerdem werden die Teilnehmer einem MRT, kardiovaskulären Untersuchungen, Tests zu kognitiven Fähigkeiten und Befragungen zum Lebensstil unterzogen. Die Studie hat 2016 begonnen.

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