Der Standpunkt

Mit Vollgas in den Nebel

Wolfgang van den BerghVon Wolfgang van den Bergh Veröffentlicht:

© Illian

Der Autor ist Chefredakteur der "Ärzte Zeitung".

Schreiben Sie ihm: vdb@springer.com

In wenigen Tagen entscheidet das Bundeskabinett über das Gesetz zur Verbesserung der Versorgungsstrukturen in der Gesetzlichen Krankenversicherung. Im Unterschied zu vorangegangenen Gesundheitsreformen sollen Struktur- und nicht Kostenfragen im Mittelpunkt stehen. Die aktuelle Diskussion zeigt genau das Gegenteil. Damit werden die falschen Akzente gesetzt.

Beispiel: Förderung des medizinischen Nachwuchses, Anreize für junge Ärzte. Anstatt darüber zu diskutieren, wie die Ausbildungen an Hochschulen und die Weiterbildung an Kliniken den realen Bedürfnissen entsprechen kann, dreht sich alles um Millionen-Beträge, die eine Landarzt-Initiative kosten würde.

Beispiel: Bedarfsplanung/ Ärztemangel. Für selbsternannte Patentrezeptler steht längst fest: In der Stadt gibt's zu viele und auf dem Land zu wenige Ärzte. Doch wer hinterfragt die Zahlen, die auf der Grundlage der Versorgungssituation Anfang der 90er Jahre erstellt worden sind?

Demografie und wachsende Mobilität haben die Versorgungssituation verändert. Welche Rolle spielen etwa innerärztliche Kooperationen, MVZ und Kliniken - zum Beispiel durch die Einführung der DRG? Und: Hat es Fortschritte bei der Überwindung der Schnittstellen Akutversorgung, Rehabilitation und Pflege gegeben?

In diesen Kontext gehört auch die Diskussion um die spezialärztliche Versorgung. Allein in NRW liegen 800 Anträge von Kliniken für die ambulante Versorgung vor. Erfolgt keine Stellungnahme innerhalb von zwei Monaten, dürfen Kliniken diese Leistungen erbringen. Schön, dass man Bürokratie abbaut, dennoch geht der Schuss nach hinten los, weil die Grunddaten zur Versorgung fehlen.

Über Kosten zu reden, bevor all diese Fragen geklärt sind, lenkt von den eigentlichen Versorgungsproblemen ab. Es konterkariert den wirklich löblichen Ansatz, die Strukturen an der wachsenden Morbidität und den künftigen Behandlungsnotwendigkeiten auszurichten.

Nach dem Kabinettsbeschluss hat es der Bundestag in der Hand, dafür zu sorgen, dass das Versorgungsgesetz seinem Namen gerecht wird.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was wäre Ihre Lieblings-GOP in der GOÄneu, Dr. Beier?

Porträt

Ein Zahnarzt und Ballermann-Sänger: Tobias Riether

Lesetipps
Angesichts der weltweit alternden Bevölkerung ist mit einem weiteren Anstieg der Alzheimer-Inzidenz zu rechnen (derzeit werden jährlich rund 7,7 Millionen neue Fälle weltweit diagnostiziert). Antivirale Maßnahmen gegen das Herpes-Virus könnten präventiv wirken.

© KI-generiert Галя Дорожинська - stock.adobe.com

Auch andere neurotrope Viren impliziert

Alzheimer-Risiko durch Herpes: Neue Evidenz aus Real-World Daten

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung

Ältere Diabetikerin, die ihren Blutzuckerspiegel zu Hause mit einem kontinuierlichen Glukosemessgerät kontrolliert.

© Halfpoint / stock.adobe.com

Deprescribing bei Typ-2-Diabetes

Diabetes bei Älteren: Chancen und Risiken einer Polypharmazie