Digitalisierung

Montgomery mahnt zum Datenschutz

Bei der Digitalisierung muss die Sicherheit der Patientendaten Priorität haben, fordert der BÄK-Präsident.

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„Wir müssen als Ärzte klar machen, was man auf Distanz machen kann und was einer weiteren Diagnostik und Behandlung im direkten Kontakt bedarf“, so BÄK-Präsident Dr. Frank Ulrich Montgomery.

„Wir müssen als Ärzte klar machen, was man auf Distanz machen kann und was einer weiteren Diagnostik und Behandlung im direkten Kontakt bedarf“, so BÄK-Präsident Dr. Frank Ulrich Montgomery.

© Stephanie Pilick

BERLIN. Videosprechstunden werden sich mehr und mehr in Deutschland etablieren. Davon zeigt sich Professor Frank Ulrich Montgomery, Chef der Bundesärztekammer überzeugt. Und auch sonst dürfte bei der Digitalisierung in der Medizin bald mehr „Drive“ hineinkommen. Vorrang haben müsse dabei die Sicherheit der Daten. „Höchste Priorität haben hier der Datenschutz und eine Einwilligung der Patienten in digitale Prozesse“, sagte Montgomery der Deutschen Presseagentur. Es sei gut, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dabei sei, dies zu klären.

Den Weg für die Fernbehandlung von Patienten hatte vor einem Jahr der Deutsche Ärztetag geebnet. So sollen Patienten etwa Überweisungen, Bescheinigungen der Arbeitsunfähigkeit oder Verschreibungen ohne Vor-Ort-Besuch einer Praxis erhalten können. Inzwischen haben fast alle Landesärztekammern ihre Berufsordnungen entsprechend angepasst.

„Als Einstieg in den Kontakt zu einem Arzt wollen inzwischen viele Menschen auch elektronische Zugangswege“, sagte Montgomery. „Dabei müssen wir als Ärzte klar machen, was man auf Distanz machen kann und was einer weiteren Diagnostik und Behandlung im direkten Kontakt bedarf.“ In „Behandlung“ stecke immer noch das Wort „Hand“. Telemedizin werde eine sinnvolle Ergänzung sein.

Doch die Digitalisierung gehe darüber hinaus. So hatte Spahn vor wenigen Tagen angekündigt, den Versicherten mit einem neuen Gesetz etwa Zugang zu Gesundheits-Apps auf Kassenkosten zu geben – etwa als Hilfe bei der Einnahme von Medikamenten. Versicherten sollen zudem elektronische Patientenakten mit ihren Gesundheitsdaten bekommen.

Warnung vor Wildwuchs und unsicherer Speicherung

Montgomery sagte: „Bei der Digitalisierung in der Medizin sind wir aus jahrelanger Erfahrung bisher skeptisch gewesen.“ Die Industrie habe mit der Lieferung von Geräten für den Anschluss an die entsprechende Datenautobahn nicht immer mitgezogen. Nicht alle Gebiete seien an schnelle Netze angebunden. Doch bei schnellerer Digitalisierung insgesamt ergebe auch mehr Tempo in der Medizin Sinn.

Montgomery warnte vor Wildwuchs bei den sensiblen Patientendaten wie Angaben zu Behandlungen oder Blutwerten. „Es ist kontraproduktiv, wenn am Ende keiner mehr wirklich weiß, wo welche Daten gespeichert sind. Es ist für einen Arzt auch unzumutbar, wenn er mit x-verschiedenen Patientenakten arbeiten muss, die völlig unterschiedlich strukturiert sind“, sagte er. „Die Patientenakten müssen praxistauglich, patientenfreundlich und sicher sein.“

Für mehr Datensicherheit sieht der Ärztepräsident auch die Patienten in der Pflicht. „Für mindestens so gefährlich wie mögliche Hackerangriffe halte ich den unbedarften Umgang der Menschen mit ihren Daten“, sagte er. „Es ist erschreckend, wie viele persönliche Daten freiwillig an große Datensammelkonzerne gegeben werden – auch zum Beispiel über Fitnessarmbänder oder Schrittzähler im Smartphone.“

Da kämen wertvolle Daten zusammen, die die Anbieter teuer verkaufen könnten. Montgomery: „Damit kann man unser Leben viel stärker beeinflussen, als wenn vielleicht jemand versucht, sich in eine elektronische Patientenakte hineinzuhacken.“ Hier müsse die Aufklärung verstärkt werden. (dpa)

Lesen Sie dazu auch: TK-Safe startet Live-Betrieb: 12.000 Arztpraxen angeschlossen

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