Morbi-RSA spaltet die Kassen

Ein kleiner Geburtstag: Drei Jahre alt ist der Morbi-RSA geworden - und noch immer sorgt er für Zündstoff unter den Kassen. Die einen loben ihn, die anderen fühlen sich benachteiligt.

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Die Morbi-Sau wird durchs Dorf getrieben.

Die Morbi-Sau wird durchs Dorf getrieben.

© imagebroker / imago

HAMBURG (di). Der morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) spaltet die Krankenkassen. "Geber-Kassen" wie die TK sind weiter skeptisch - die AOK begrüßt ihn.

"Die Erwartungen haben sich erfüllt", betonte Uwe Deh, geschäftsführender Vorstand des AOK-Bundesverbandes, bei einem Symposium der Gesellschaft für Recht und Politik im Gesundheitswesen (GRPG) in Hamburg.

Ohne den Morbi-RSA bestünden nach seiner Auffassung ungleiche Voraussetzungen im Kassenwettbewerb.

Drei Jahre nach Einführung von Gesundheitsfonds und Morbi-RSA sind nach seiner Auffassung aber noch längst nicht alle Ziele erreicht: "Die Lernkurve hat ihren degressiven Abschnitt noch nicht erreicht. Bekannte Fehler harren ihrer Bereinigung", so Deh.

Zugleich sprach er sich dafür aus, dass Krankenkassen weiterhin unterscheidbar bleiben und eigene Profile entwickeln sollten.

Probleme mit Manipulationen

Nach Meinung der TK dagegen bietet der Morbi-RSA den Kassen mehr Potenzial zur Einnahmeoptimierung als Ansätze zur Leistungssteuerung. Finanzchef Thomas Thierhoff verwies auf die vielen Probleme, die mit der Weiterentwicklung des RSA und der damit einher gehenden Umverteilung verbunden waren und zum Teil noch sind.

Thierhoff nannte ein geändertes Kodierverhalten der Ärzte, das einzelne Kassen und Verbände versucht haben zu beeinflussen. Weitere Kritikpunkte waren die schwere Prüfbarkeit möglicher Manipulationen, ein hoher administrativer Aufwand und Datenschutzaspekte.

Nach Angaben Thierhoffs hat sich der Deckungsgrad, also der Unterschied zwischen Einnahmen und Leistungsausgaben, mit Einführung des Morbi-RSA zu Lasten der Ersatzkassen und zu Gunsten der AOK verschoben.

Für BKK und vdek-Kassen lägen die Zuweisungen unter den Leistungsausgaben, bei der AOK darüber. Dass die TK dennoch schwarze Zahlen schreibt, heißt für ihn nicht, dass der Morbi-RSA das richtige Instrument ist: "Man hat fast das Gefühl, dass sich eine gut aufgestellte Kasse entschuldigen muss. Wir haben unsere Hausaufgabe gemacht".

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