Mord an Lehrer: Psychiater sieht Störung

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FRANKENTHAL (dpa). Ein 23-Jähriger, der in Ludwigshafen seinen Berufsschullehrer erstochen hat, leidet nach Einschätzung eines Gutachters an einer Persönlichkeitsstörung. Es gebe bei dem Angeklagten selbstunsichere, schizoide und paranoide Züge, sagte der Mannheimer Professor für Psychiatrie, Harald Dreßing, am Montag vor dem Frankenthaler Landgericht, vor dem sich der junge Mann verantworten muss.

Dies sei an zahlreichen Verhaltensweisen zu erkennen. "Er kann Gefühle, die er sicherlich empfindet, nicht zum Ausdruck bringen", nannte Dreßing als Beispiel.

Bei der Tat im Februar müsse von einer erheblich verminderten Steuerungsfähigkeit des 23-Jährigen ausgegangen werden. Der Angeklagte hatte zugegeben, in seiner früheren Schule einen Lehrer getötet zu haben. Nach eigenen Worten wollte er noch mehr Menschen umbringen.

Er habe sich damit für die Demütigungen rächen wollen, die er zu seiner Schulzeit dort erlitten habe. Der Gutachter erläuterte, dass der Angeklagte bis heute keine Reue für die Tat äußere. Für ihn sei sie vielmehr "ein gerechtfertigter Ausdruck von Rache, um der Gesellschaft zu zeigen, dass er ein Mobbingopfer ist."

Ursache für die Persönlichkeitsstörung ist laut dem Gutachter, dass der Angeklagte an einem Chromosomendefekt leidet, der erst sehr spät erkannt worden sei. Wegen seines damit verbundenen starken Übergewichts sei er immer wieder gehänselt worden.

Er habe sich immer stärker zurückgezogen bis hin zur völligen Isolation. Freude und Stolz habe er offenbar nur im Umgang mit Waffen empfunden. Ohne eine mehrjährige Therapie sei die Gefahr groß, dass der 23-Jährige wieder solche Taten begehe. Ein Urteil könnte am Mittwoch gesprochen werden.

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