Nicht Feminisierung, sondern Gleichstand

NEU-ISENBURG (chb). Weil immer mehr junge Frauen Ärztin werden wollen, wird seit einiger Zeit regelmäßig von der Feminisierung der Medizin gesprochen. Doch das ist ein missverständlicher, wenn nicht gar gefährlicher Begriff, warnt die langjährige Vorsitzende des Deutschen Ärztinnenbundes Dr. Astrid Bühren.

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"Wir erleben derzeit einen Normalisierungsprozess weg von der Maskulinisierung der Medizin hin zur Erlangung eines überfälligen und auch notwendigen zahlenmäßigen Gleichgewichts von Ärztinnen und Ärzten", sagt Bühren.

Zwar gebe es mittlerweile mehr Medizinstudentinnen als Medizinstudenten, aber bei der Zahl der berufstätigen Ärzte sei das Verhältnis immer noch 40 zu 60 Prozent und entspreche somit nicht dem ausgewogenen Verhältnis zwischen Patientinnen und Patienten. Bei einem Symposium der Bundesärztekammer hatte selbst deren früherer stellvertretender Hauptgeschäftsführer und jetzige Generalsekretär des Weltärztebundes Dr. Ottmar Kloiber gesagt, dass er den Ausdruck "Feminisierung" bewusst nicht benutze, weil seiner Auffassung nach darin eine "Sündenbockfunktion der Frauen" zum Ausdruck komme.

Bühren findet es auch erstaunlich, dass gerade jetzt darüber nachgedacht wird, den Zugang zum Medizinstudium zu erleichtern. "Das wäre auch schon viel früher möglich gewesen", sagt sie, aber es geschehe erst jetzt, wo Mädchen im Durchschnitt bessere Abiturnoten haben und Jungen mit guten Noten oft nicht mehr Arzt werden wollten, sondern sich oft finanziell lukrativeren Berufen zuwenden würden.

Lesen Sie dazu auch: "Es ist ein sehr gutes Gefühl, an Veränderungen mitgewirkt zu haben"

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