Niedersachsens Kammerpräsidentin fordert Priorisierungsdebatte

Für Dr. Martina Wenker, Präsidentin der Kammer Niedersachsen (ÄKN), kann nur die Priorisierung medizinischer Leistungen den Handlungsspielraum der Ärzte erweitern.

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HANNOVER (cben). "Wenn nicht eine vernünftige Priorisierung initiiert wird, verengt sich für die Ärzte der Korridor zwischen Wirtschaftlichkeits- und dem Sorgfaltsgebot immer mehr", sagte Wenker bei einer Veranstaltung der ÄKN. "Am Schluss stehen die Kollegen vor den Alternativen, entweder unwirtschaftlich zu arbeiten oder einen Behandlungsfehler zu begehen." Zugleich seien in Zukunft mehr, ältere und kränkere Patienten zu erwarten. Diese Zwickmühle zwischen Sozialrecht und Haftungsrecht gelte es zu entschärfen, so Wenker, "dann wären die Ärzte weit weniger unzufrieden."

Die Präsidentin warb deshalb für eine Priorisierung nach schwedischem Vorbild. Dort zahlt die Kasse etwa eine Herzkatheteruntersuchung bei akutem Herzinfarkt zuerst. Rehabilitation bei stabiler Angina pectoris liegt aber erst auf Platz vier der Dringlichkeitsliste. "Eine Debatte über Notwendigkeit und Verfahren der Rationierung wird in Deutschland im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern bislang nicht offen geführt", sagte Wenker, "obwohl es Anzeichen dafür gibt, dass eine implizite Rationierung durchaus bereits zum medizinischen Alltag in Deutschland gehört."

Tatsächlich wird verdeckt priorisert. "Wenn zum Beispiel derzeit darüber entschieden wird, wer gegen die Schweinegrippe geimpft wird und wer nicht, dann ist das Priorisierung", erklärte Wenker. Deutschland orientiert sich an der WHO-Empfehlung und impft zuerst medizinisches Personal, Polizei und Feuerwehr ganz zum Schluss 50- bis 64-Jährige. Wenker: "Wir brauchen eine ehrliche Debatte!"

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