Nur ein harter Kern verweigert die Impfung

Impfmüde sind Deutschlands Eltern nicht, aber verunsichert. Viele glauben, Impfungen könnten den Organismus ihres Kindes schädigen. Experten verneinen das - und setzen auf mehr Aufklärung durch Ärzte.

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Ein Pikser, der nicht wehtut und auch nicht schadet, wie Experten betonen. Ein Kind wird vom Arzt geimpft.

Ein Pikser, der nicht wehtut und auch nicht schadet, wie Experten betonen. Ein Kind wird vom Arzt geimpft.

© Foto: Novartis

Von Thomas Hommel

BERLIN. Wer bei Google das Wort Impfung als Suchbegriff eingibt, bekommt binnen weniger Sekunden 1,2 Millionen Treffer geliefert. Auf vielen der Webseiten werden auch Einwände geltend gemacht - vor allem gegen Impfungen bei Säuglingen und Kindern. Impfungen, heißt es, würden das Immunsystem der Kleinen überlasten. Zudem müsse mit Nebenwirkungen gerechnet werden.

91 Prozent aller Eltern in Deutschland lassen ihre Kinder trotz solcher Vorbehalte impfen, wie aus einer von der Deutschen Angestellten Krankenkasse (DAK) und der Zeitschrift "Eltern" in Auftrag gegebenen aktuellen Forsa-Umfrage unter 1008 Eltern von Kindern bis sechs Jahren hervorgeht. Gut ein Prozent der Mütter und Väter weigert sich indes beharrlich, ihre Kids impfen zu lassen.

Für Dr. Gerhard Kroschke, DAK-Experte und Kinderarzt in Hamburg, ist das eine durchaus besorgniserregende Zahl. "Impfungen sind die im Kampf gegen Kinderkrankheiten effektivsten Präventionsmaßnahmen, die wir haben", sagt er. Daher müssten Eltern mögliche Ängste vor dem Impfen ihrer Kids genommen werden. Und die gibt es. So glauben laut DAK-Umfrage 44 Prozent der Befragten, so genannte Mehrfachimpfungen könnten den Organismus von Säuglingen überfordern. "Die Sorge ist unbegründet", entgegnet Kroschke. Die Menge der Antigene - also der Proteine, die beim Immunsystem Abwehrreaktionen hervorrufen - seien in den heute verwendeten Impfstoffen so gering, "dass das Immunsystem des Babys sehr gut damit fertig wird". Viel schlimmer als die Impfungen seien die Krankheiten, vor denen sie schützen sollen.

Patienten regelmäßig nach dem Impfstatus fragen!

Anlässlich der kommenden Montag startenden 4. Europäischen Impfwoche der Weltgesundheitsorganisation (WHO) appellieren Krankenkassen wie die DAK daher an Eltern, ihren eigenen und den Impfstatus ihrer Kinder zu überprüfen und versäumte Impfungen nachzuholen. "Wir haben in Deutschland insgesamt gesehen eine relativ hohe Impfquote, es finden sich jedoch Defizite in bestimmten Bereichen", erklärt Professor Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) in Köln. Defizite gebe es besonders bei Auffrischungsimpfungen gegen Tetanus und Diphtherie, der Immunisierung gegen Keuchhusten und gegen Hepatitis B sowie bei der zweiten Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln (MMR). Pott schätzt die Zahl der Eltern, die nicht oder nur eingeschränkt bereit sind, ihren Nachwuchs impfen zu lassen, auf drei bis fünf Prozent. "Es gibt viele Vorbehalte, denen besonders impfende Ärzte entgegentreten müssen."

Über die Notwendigkeit des Impfschutzes müsse "mehr und vor allem stetig informiert werden", fordert auch Susanne Glasmacher vom Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin. Die Arztpraxis sei dafür der ideale Ort. Die Ärzte sollten ihre Patienten nach deren Impfstatus fragen, "auch wenn das nicht der Grund des Arztbesuches ist", so Glasmacher. Es gehe nicht darum, "zu überreden, sondern Mütter und Väter sachlich zu informieren". RKI und BZgA unterstützen Ärzte bei dieser Aufgabe. Im Internet haben beide zahlreiche Informationen zum Thema Impfen für Fachleute und Laien zusammengestellt.

www.rki.de/impfeinwaende oder

www.kindergesundheit-info.de

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