Ohne Konzept gegen Demenz
Auf Kliniken kommt mit der steigenden Zahl von Demenzpatienten eine Mammutaufgabe zu. Gerüstet sind sie dafür allerdings nicht.
Veröffentlicht:BERLIN (sun). Mehr und besser geschultes Personal, schnellere und differenziertere Diagnostik und Behandlung - die Krankenhäuser der Zukunft müssen sich besser auf die steigende Zahl demenzerkrankter Patienten vorbereiten. Aber noch fehlten Konzepte, kritisieren Experten.
"Zurzeit ist das Krankenhaus für die Patienten leider häufig noch eine Einbahnstraße ins Pflegeheim", sagte Professor Ingo Füsgen vom Zukunftsforum Demenz, einer Initiative der Pharmafirma Merz.
Daraus müssten entsprechende Konsequenzen gezogen werden. Zunächst müssten Ärzte in Diagnostik und Behandlung der Demenz besser geschult werden.
"Immer noch werden Demenzerkrankungen in Notaufnahmen - zum Beispiel nach einem Sturz - nicht erkannt", sagt Dr. Dag Schütz, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Geriatrie aus Velbert-Neviges.
Demenz sei, wenn überhaupt, in einem solchen Fall die Nebendiagnose, nicht die Hauptdiagnose. Das wirke sich auf die Statistik aus: Bisher hätten zehn bis 15 Prozent der Patienten in Kliniken eine demenzielle Erkrankung. Dieser Anteil sei zu niedrig.
Lernen, mit Menschen umzugehen
Aber auch das Pflegepersonal müsse besser ausgebildet werden, fordert Schütz. Schließlich bleibe die Hauptlast in der Versorgung demenzerkrankter Menschen an den Pflegekräften hängen.
Sie müssten lernen mit Menschen umzugehen, die möglicherweise verwirrt über die Krankenhausgänge laufen oder aggressiv werden. "Geschultes Personal spart aber wiederum langfristig Kosten. Schließlich werden Folgebehandlungen reduziert und mögliche Fehler vermieden", ergänzte Füsgen.
Die steigende Zahl Demenzerkrankter sei ein ökonomisches Problem, so der Chefarzt Schütz. Studien zufolge beträgt die Verweildauer eines Demenzerkrankten in einem Krankenhaus im Schnitt 18,7 Tage.
Zum Vergleich: Ein nicht demenzerkrankter älterer Mensch liegt durchschnittlich 11,6 Tage im Krankenhaus. In Zeiten von DRG werde dieser Mehraufwand jedoch nicht bezahlt. Die Betreuung Demenzerkrankter sei wesentlich zeitaufwendiger.
"Dieser Mehraufwand muss besser erfasst werden. Nur dann können Krankenhäuser den richtigen Personalschlüssel und die zusätzlichen Kosten richtig berechnen", forderte Schütz.