Onkologische Pflegekräfte starten mit Visionen - und finden die Realität

Für die Versorgung werden onkologische Pflegende immer wichtiger. Doch vielen fehlt in dem Beruf die Perspektive: Es braucht Strategien, sie zu halten.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:

BERLIN. Onkologische Pflegekräfte bekommen in der Betreuung von Krebspatienten eine immer größere Bedeutung. "Sie sind inzwischen ein wichtiger Ansprechpartner für die Betroffenen und ihre Angehörigen geworden", sagte Burkhard Lebert von der Akademie für Gesundheitsberufe anlässlich des ersten Jahreskongress der Onkologischen Krankenpflege (KOK).

Allerdings werde zu wenig dafür getan, diese speziell ausgebildeten Kräfte tatsächlich auch im Pflegeberuf zu halten, betonte Lebert. Junge Menschen verließen den Beruf, da sie keine Perspektive sähen. Auch entsprechende Fortbildungen - wie die zur onkologischen Pflegekraft - würden nicht entsprechend honoriert.

Mehr Geld allein wird das Problem nicht lösen

In der Diskussion mit den Pflegekräften wurde schnell klar: Mehr Geld allein würde das Problem, die Menschen im Beruf zu halten, nicht lösen. "Es geht uns um Respekt und Wertschätzung", sagte eine onkologische Pflegekraft. Bilde sich eine Pflegekraft allerdings fort, arbeitete sie danach weiter "wie zuvor".

Die onkologischen Pflegekräfte seien nicht zusätzlich für die Teams vorgesehen. Daher müssten sie auch Nacht- und Wochenendeschichten übernehmen. Ihr spezielles Know-how fehlte dann den Patienten am Tag.

Diskrepanz zwischen Idealen und Realität

Daher entstehe für viele Pflegekräfte eine Diskrepanz zwischen den Idealen, wegen derer sie den Beruf ergriffen hätten und ihrer tatsächlichen Tätigkeit, betonte Lebert. Denn inzwischen bleibe kaum Zeit für die Pflege der Patienten, so Lebert.

Viele Pflegekräfte arbeiteten unter einem hohen Kosten- und Zeitdruck, ergänzte die Hamburger Rechtsanwältin Henrike Korn, von der Kanzlei für Gesundheitsrecht. Außerdem werde es auf dem Rücken des Pflegepersonals ausgetragen, dass immer weniger Ärzte in Kliniken arbeiteten, so Korn.

Viele Pflegekräften übernähmen Aufgaben der Ärzte. Dagegen sei im Grund nichts einzuwenden, da es zum Teil die Tätigkeit es Pflegeberufs aufwerten könne. Gleichzeitig müsste aber auch Haftungsfragen geklärt werden. "Wir brauchen Hierarchien, denn einer muss die Verantwortung übernehmen", so Korn.

CDU-Gesundheitspolitiker Rolf Koschorrek wies den Vorwurf des Ärztemangels zurück: "Es kann keine Rede von Ärztemangel sein." Fakt sei allerdings, dass es weniger ärztliche Arbeitszeit in Krankenhäusern gebe aufgrund der Umsetzung einer entsprechenden EU-Richtlinie.

KOK-Mitglied Kerstin Paradies merkte entsprechend an, dass es vielen Pflegekräften Bauchschmerzen bereitete, dass sie inzwischen viele ärztliche Aufgaben übernehmen müssten.

Korn betonte, dass Pflegekräfte umso mehr besser für ihre Arbeit bezahlt werden müssten: "Sie wollen vom ärztlichen Kuchen etwas abhaben."

Jetzt abonnieren
Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Vor Ärztetag in Leipzig

Gegner und Befürworter der neuen GOÄ sammeln sich

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Ein Zahnarzt und Ballermann-Sänger: Tobias Riether

EvidenzUpdate-Podcast

Methodische Frühlingsgefühle – oder warum Leitlinien ein bisschen Liebe brauchen

Lesetipps
Ältere Diabetikerin, die ihren Blutzuckerspiegel zu Hause mit einem kontinuierlichen Glukosemessgerät kontrolliert.

© Halfpoint / stock.adobe.com

Deprescribing bei Typ-2-Diabetes

Diabetes bei Älteren: Chancen und Risiken einer Polypharmazie

Angesichts der weltweit alternden Bevölkerung ist mit einem weiteren Anstieg der Alzheimer-Inzidenz zu rechnen (derzeit werden jährlich rund 7,7 Millionen neue Fälle weltweit diagnostiziert). Antivirale Maßnahmen gegen das Herpes-Virus könnten präventiv wirken.

© KI-generiert Галя Дорожинська - stock.adobe.com

Auch andere neurotrope Viren impliziert

Alzheimer-Risiko durch Herpes: Neue Evidenz aus Real-World Daten

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung