Medizinische Studie

Organherkunft ist unklar

Das Fachjournal "Liver International" hat eine Studie zurückgezogen – weil unklar ist, ob Organe von Hingerichteten verpflanzt wurden.

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SYDNEY. Ein medizinisches Fachjournal hat einen Bericht chinesischer Forscher über Lebertransplantationen zurückgezogen. Es bestehe der Verdacht, dass in der Studie auch die Verpflanzung von Organen hingerichteter Häftlinge untersucht wurde, sagt eine australische Medizin-Ethikerin.

Das im US-Verlag John Wiley & Sons erscheinende Journal "Liver International" hatte die Studie 2016 veröffentlicht. Darin wird über 563 Operationen in einem der Universität Zhejiang angegliederten Krankenhaus in den Jahren 2010 bis 2014 berichtet.

Keine Beweise für moralisch vertretbare Beschaffung

Es sei unmöglich, eine so große Studie in einem Krankenhaus nur mit Organen von freiwilligen Spendern durchzuführen, sagte die Ethikerin Wendy Rogers von der Macquarie-Universität. Es gebe keine Beweise für eine moralisch vertretbare Beschaffung der Organe, deshalb habe sie von dem Journal eine Zurückziehung verlangt.

Nach Angaben des Chefredakteurs von "Liver International", Mario Mondelli von der Universität Pavia, wurden die Autoren aufgefordert, diese Beweise zu erbringen. "Unglücklicherweise wollte die Institution nicht antworten oder kommentieren", sagte Mondelli.

Redaktion zieht Studie zurück

Zwei der Autoren hätten zwar versichert, dass alle Organe nach dem Herztod von Spendern entnommen wurden und nicht von Hingerichteten stammten. Die Redaktion habe sich dennoch zu einer Zurückziehung entschlossen. Diese Entscheidung werde zusammen mit der als zurückgezogen markierten Studie veröffentlicht.

Die chinesische Regierung hat die Verwendung von Spenderorganen von Hingerichteten zwar bereits im Jahr 2015 verboten, nach Angaben von Aktivisten und Wissenschaftlern existiert die heftig umstrittene Praxis aber weiter. (dpa)

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