Pädiater: Keine Entwarnung bei Kinderarmut

WEIMAR (ras). Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sieht keine Fortschritte bei der Bewältigung der Kinderarmut in Deutschland. Es sei vielmehr ein Skandal, dass in einem reichen Land wie der Bundesrepublik jedes siebte Kind als arm zu bezeichnen ist.

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Zudem zweifelte BVKJ-Präsident Dr. Wolfram Hartmann beim 18. Deutschen Jugendmedizinkongress am 3. März in Weimar an, dass 2012 deutlich weniger Kinder von Armut betroffen sind als in den Jahren zuvor.

Dabei werde nicht berücksichtigt, dass zuletzt auch die Zahl der Kinder und Jugendlichen zurückgegangen sei, so Hartmann.

Laut Hartmann könne es sich ein Land wie Deutschland angesichts der anhaltend sinkenden Geburten- und Kinderzahlen nicht mehr weiter leisten, dass rund 15 Prozent aller Kinder - in manchen Regionen wie in Berlin gar 33 Prozent - in Armut leben.

Hartmann: "Wir brauchen künftig jedes Kind, wenn wir in der Zukunft alle Herausforderungen meistern wollen." Daher sei es nicht weiter akzeptabel, dass rund 60.000 Kinder in Deutschland pro Jahr ohne Schulabschluss die Schule verlassen müssen.

Viele dieser Kinder stammten aus Hartz-IV-Familien. Ohne Schulschluss hätten diese Kinder keine Chance, der Armutsfalle zu entrinnen oder gesund aufzuwachsen.

Hartmann wies noch auf einen anderen Aspekt hin: Gerade die Zahl der emotional verarmten Kinder habe in jüngster Zeit deutlich zugenommen. Diese Kinder würden jedoch in keiner Armutsstatistik berücksichtigt werden.

Hartmann forderte daher in Weimar vor den 500 Teilnehmern des Jugendmedizinkongresses die verantwortlichen Politiker dazu auf, die Statistiken nicht weiter zu beschönigen und die Anstrengungen deutlich zu verstärken, um die Armutsquote in Deutschland tatsächlich zu senken.

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