Mediziner beklagen Versorgungslücken

Palliativversorgung noch nicht gut genug

Palliativmediziner beraten beim DGP-Kongress in Bremen über Fortschritte und Defizite in der Versorgung.

Christian BenekerVon Christian Beneker Veröffentlicht:

BREMEN. Gut aber nicht gut genug: Die palliativmedizinische Versorgung Schwerkranker und Sterbender weist trotz des Hospiz- und Palliativgesetzes von 2015 noch erhebliche Lücken auf.

Das sagte Professor Lukas Radbruch, Palliativmediziner und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP), beim Kongress der DGP in Bremen.

"Wir haben schon viel erreicht. Aber zum Beispiel bei der palliativen Versorgung von anderen als Krebspatienten, von Patienten aus anderen Kulturen oder Sterbenden in Pflegeheimen, besteht noch Nachholbedarf", so Radbruch.

Früher in allgemeine Versorgung integrieren

Palliativmedizin sollte zudem früher als bisher in die allgemeine Versorgung Schwerstkranker integriert werden, hieß es.

Nur so könne der Wunsch alter und hochbetagter Menschen nach einem möglichst guten Lebensende erfüllt werden. Dazu brauche es nicht immer die spezialisierte Versorgung, sagte Radbruch.

Es gehöre zu den künftigen Aufgaben, die Palliativmedizin von der spezialisierten mehr in die allgemeine Versorgung zu bringen.

Wie könnten etwa Pflegekräfte in Heimen eine eigene Hospizkultur entwickeln?, fragte Radbruch. "Oder wie stellen wir sicher, dass Hausärzte noch besser mit der Schmerzmedikation umgehen?"

Defizite in der Forschung

Auch in Lehre und Forschung bestünden noch Defizite. Von den 34 Medizinischen Fakultäten in Deutschland verfügten nur zehn über einen Lehrstuhl der Palliativmedizin.

"Wir brauchen mehr Lehrstühle!", forderte Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Krebshilfe.

"Von den zehn Lehrstühlen wurden sechs mit Förderung durch die Deutsche Krebshilfe eingerichtet", so Nettekoven. Das sei ein "seit Jahren unveränderter Missstand".

Auch die Forschung sei noch nicht so ausgeprägt, wie sie sein sollte – mit Konsequenzen für die Versorgung. Zum Beispiel seien viele Pflegehilfsmittel nicht durch Studien überprüft.

"Aber die Hersteller verdienen eine Menge Geld damit", sagte Kongresspräsidentin Dr. Birgit Jaspers.

Hohe Hürden

Allerdings stelle die Palliativmedizin als solche die Forschung vor hohe Hürden. "Über den Todeswunsch Sterbender lassen sich keine randomisierten Studien machen", sagte Jaspers.

Schließlich fehle auch Personal. "Wie viele Ärzte werden in der Zukunft noch palliativmedizinische Forschung machen?", fragte sie.

Der Bremer Kongress soll das breite Angebot palliativer Versorgung reflektieren, das lebensbedrohlich erkrankten Menschen und ihren Angehörigen zur Verfügung steht, so Professor Friedemann Nauck, der ebenfalls Kongresspräsident ist.

Die DGP erwartet bis zum 8. September rund 1500 Besucher.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Jenseits von Normalität

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Sterbehilfe bei neurologischen Erkrankungen oft gefragt

Assistierter Suizid in Deutschland: Rechtliche Situation und offene Fragen

Das könnte Sie auch interessieren
Der Gesundheitsdialog

© Janssen-Cilag GmbH

J&J Open House

Der Gesundheitsdialog

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

© Springer Medizin

Johnson & Johnson Open House-Veranstaltung am 26. Juni 2025 beim Hauptstadtkongress

Impulse für den medizinischen Fortschritt: Welches Mindset braucht Deutschland?

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
J&J Open House beim Hauptstadtkongress

© [M] Springer Medizin Verlag

Video zur Veranstaltung

J&J Open House beim Hauptstadtkongress

Kooperation | In Kooperation mit: Johnson & Johnson Innovative Medicine (Janssen-Cilag GmbH)
Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

© Aleksandr | colourbox.de

Fatal verkannt

Vitamin-B12-Mangel frühzeitig behandeln!

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

© polkadot - stock.adobe.com

Vitamin-B12-Mangel

Aktuelle Empfehlungen für die Praxis

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
B12-Mangel durch PPI & Metformin

© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Achtung Vitamin-Falle

B12-Mangel durch PPI & Metformin

Anzeige | WÖRWAG Pharma GmbH & Co. KG
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!