Schleswig-Holstein

Psychische Erkrankungen nehmen im Norden zu

Die Zahl der wegen psychischer Störung behandelten Menschen liegt über dem Bundesschnitt.

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KIEL. Weg vom "Reparaturbetrieb", hin zur Ursachenvermeidung: Mit diesem Rezept sollte auf die zunehmenden psychischen Erkrankungen insbesondere unter jungen Erwachsenen reagiert werden. Diese Forderung erhob der Vorsitzende der schleswig-holsteinischen Landesgruppe der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung (DPtV), Heiko Borchers, anlässlich des kürzlich von der Barmer vorstellten Reports zur psychischen Gesundheit im Norden.

Danach liegt Schleswig-Holstein über dem Bundesdurchschnitt: 27,6 Prozent der 18- bis 25-Jährigen in Schleswig-Holstein – dies entspricht einer Patientenzahl von 70.000 – werden dort pro Jahr wegen einer psychischen Störung behandelt. Allein 8,7 Prozent dieser Altersgruppe waren wegen einer Depression in Behandlung. Die Diagnoserate ist damit innerhalb von zehn Jahren um 70 Prozent gestiegen.

Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer im Norden, befürchtet eine noch höhere Dunkelziffer: "Nicht jeder junge Mensch mit psychischen Problemen sucht ärztliche Hilfe", sagte Hillebrandt.

Für Borchers bestätigt die Entwicklung Erfahrungen aus dem Praxisalltag. Er spricht von einer "Gemengelage aus aufgelösten Familienstrukturen, Kinderarmut, schulischem sowie universitärem Leitungsdruck".

Er sieht die gesamte Gesellschaft, vor allem aber politisch Verantwortliche zum Handeln aufgefordert. "Wir müssen weg vom heutigen Krankheits-Reparaturbetrieb." Es gelte, Risiken zu reduzieren, um das Entstehen von psychischen Erkrankungen zu vermeiden.

Die Barmer verweist in diesem Zusammenhang auf Online-Trainings zur Prävention und zur Bewältigung von psychischen Beschwerden. Zugleich könnten diese zur Überbrückung von Wartezeiten auf einen Therapieplatz genutzt werden. Bisherige Erfahrungen zeigen auch, dass mit Hilfe von Online-Angeboten Betroffene erreicht werden, die sich sonst keine Hilfe holen würden. (di)

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