Vorschläge eines Bertelsmann-Panels

Rettungsdienst 2.0: Mehr Kompetenzen, mehr Kooperation

Erweiterte Kompetenzen, mehr Steuerung, optional eine akademische Ausbildung für Notfallsanitäter: Fachleute empfehlen, den Rettungsdienst völlig neu aufzustellen.

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Künftig ein „Partner mit erweiterter Handlungsbreite“? Ein Bertelsmann-Panel macht Vorschläge zur Weiterentwicklung des Rettungsdienstes.

Künftig ein „Partner mit erweiterter Handlungsbreite“? Ein Bertelsmann-Panel macht Vorschläge zur Weiterentwicklung des Rettungsdienstes.

© Christian Schwier / Stock.adobe.com

Berlin. Der Rettungsdienst sollte gesetzlich und vergütungstechnisch „Partner mit erweiterter Handlungsbreite“ in einer „speziellen ambulanten Notfallversorgung“ werden. Das schlägt ein Expertenpanel vor, das auf Einladung der Bertelsmann Stiftung im März und Juni dieses Jahres getagt hat. Die fachliche Leitung der Runde lag beim Grünen-Gesundheitspolitiker und Arzt Janosch Dahmen.

Rettungskräfte seien prädestiniert, anders als bisher auch die „Übergabe der Versorgung an andere passgenaue Hilfsangebote im Gesundheits- oder Pflegebereich“ oder auch eine „abschließende medizinische Behandlung (...) selbstständig vorzunehmen“, heißt es im Abschlussbericht des Panels („Neujustierung der Kompetenzen und der Zusammenarbeit der rettungsdienstlichen Berufe“). Die Autoren nehmen eine kritische Bilanz des Status quo vor. Die für die Notfallversorgung zuständigen Akteure KV, Krankenhäuser und Rettungsdienste agierten nicht abgestimmt, es fehle an einer Standardisierung der Abläufe genauso wie an einem einheitlichen Schnittstellenmanagement.

Reform muss alle drei Bereiche umfassen

Sowohl der Entwurf der Notfallreform als auch die Stellungnahme der Kommission für eine bedarfsgerechte Krankenhausversorgung enthielten viele richtige Vorschläge. Wolle man Fehlanreize vermeiden, müssten aber die Ressourcen und Steuerungsmöglichkeiten auch des Rettungsdienstes einbezogen werden. „Nur eine alle drei Bereiche umfassende Reform führt zu einem Gesamtsystem mit einem klaren Nutzen für Effizienz und Versorgungsqualität“, heißt ein Kernsatz in dem Papier.

Daher gebe es Anlass, die bisherige Rollenverteilung und Zuständigkeiten der unterschiedlichen beruflichen Qualifikationen im Rettungsdienst „neu zu justieren“. Denn bisher gebe es eine „nicht zu rechtfertigende Varianz in der Aufgabenzuweisung“. Zugleich unterschieden sich die Ausbildungen in den Berufen des Rettungsdienstes nicht nur föderal, sondern zum Teil sogar regional. Einige der Empfehlungen des Panels:

  • Integrierte Leitstellen sollten mit Blick auf die fachliche, technische und personelle Ausstattung ein Einzugsgebiet von 500.000 oder besser von einer Million Einwohnern haben. Leitstellenverbünde seien aus qualitativer Sicht geboten. Das Tätigkeitsprofil des Leitstellenpersonals sollte differenziert werden, zum Beispiel in Calltaker, Dispatcher und Disponent.
  • Die Rettungssanitäter-Ausbildung sollte um zwei Monate verlängert werden. Das sei geboten, um die fachliche Diskrepanz zur erweiterten Notfallsanitäter-Qualifikation zu verringern.
  • Angesichts der qualitativen Verbesserung des Berufsbilds sei es gerechtfertigt, Notfallsanitätern eine höhere eigenständige Verantwortung zu übertragen. Das könne auch dazu beitragen, Notfallsanitäter länger im Beruf zu halten.
  • Alternativ zur fachschulischen Ausbildung sollte für Notfallsanitäter eine akademische Ausbildung zum „Notfallsanitäter B.Sc“ erwogen werden, die „fachlich für das gesamte Notfallspektrum qualifiziert“. Dies könne die Berufsangehörigen eigenständig handlungsfähig machen mit Blick auf die Einschätzung des Behandlungsbedarfs sowie für die anschließende Steuerung der Patienten. (fst)
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