Medizinstudium

Sachsen-Anhalt beschließt Landarztquote

Landeskabinett reserviert 20 Studienplätze ab dem Wintersemester 2020/21. Der Nachwuchs muss sich für zehn Jahre verpflichten.

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MAGDEBURG. Sachsen-Anhalt hat den Weg für eine Landarztquote frei gemacht. Ein entsprechender Kabinettsbeschluss sieht vor, dafür künftig 20 von rund 400 Medizinstudienplätzen an den beiden Universitäten des Landes zu reservieren. Die Landarztquote ist für Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne (SPD) ein notwendiger Schritt, der helfen soll, eine gute wohnortnahe hausärztliche Versorgung zu sichern.

Hintergrund ist der drohende Ärztemangel insbesondere in ländlichen Regionen. Schon heute sind nach Auskunft von Sachsen-Anhalts KV-Chef Dr. Burkhard John 140 Hausarztsitze unbesetzt. Aller Voraussicht nach könnten in den kommenden Jahren von vier Hausarztpraxen, die geschlossen werden, nur drei nachbesetzt werden. In gut zehn Jahren werden dem Land mehr als 260 Allgemeinmediziner fehlen.

Derzeit ist bereits jeder sechste in Sachsen-Anhalt praktizierende Hausarzt im Rentenalter. „Wir begrüßen deshalb die Initiative der Landesregierung, weil sie helfen wird, das Problem des Hausarztmangels langfristig zu mindern und das bereits bestehende breite Maßnahmebündel gegen den Ärztemangel sinnvoll ergänzt“, so John. Kurzfristige Lösungen könnten allerdings nicht erwartet werden, bis zum Facharzt für Allgemeinmedizin vergehen meist elf bis zwölf Jahre.

Zulassungsbedingungen ändern sich

Mit Einführung der Landarztquote ab dem Wintersemester 2020/21 werden sich zugleich die Zulassungsbedingungen für ein Medizinstudium verändern. Entscheidend ist nicht mehr nur die Abiturnote. Interessenten verpflichten sich, nach Abschluss ihrer Facharztausbildung zehn Jahre lang als Allgemeinmediziner in einer unterversorgten Region Sachsen-Anhalts zu praktizieren.

Wird der Vertrag nicht eingehalten, drohen bis zu 250.000 Euro Strafe. Verantwortlich für das Auswahlverfahren ist die KV des Landes, die seit Jahren eine Landarztquote gefordert hatte und darin nun ein gutes zusätzliches Signal für die ambulante Versorgung sieht. „Wir haben die Hoffnung, dass so auch mehr Bewerber aus Sachsen-Anhalt einen Studienplatz an unseren Universitäten erhalten können.“ Die Erfahrung zeige, dass die nach dem Studium auch gern in ihrer Heimatregion bleiben.

Unter anderem Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz haben bereits eine Landarztquote beschlossen, die neu bestallte hessische Landesregierung hat das Instrument ebenfalls in ihr Pflichtenheft geschrieben. Auch die Koalition aus CSU und Freien Wählern in Bayern hat die Quote auf dem Zettel. Gestritten wird über das Instrument hingegen in Niedersachsen kontrovers. (zie)

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