Sachsens Hilfspaket voller guter Absichten

Sachsen hat ein Regelungspaket gegen Ärztemangel auf den Weg gebracht. Der Beifall von Ärztekammer und der Opposition ist lau. Vor allem das Sonderkontingent von Studienplätzen für angehende Landärzte stößt auf Kritik.

Von Thomas Trappe Veröffentlicht:
Wo, bitte, geht`s zur nächsten Landarztpraxis? Ein Regelungspaket der sächsischen Landesregierung stößt bei der Kammer auf Kritik.

Wo, bitte, geht`s zur nächsten Landarztpraxis? Ein Regelungspaket der sächsischen Landesregierung stößt bei der Kammer auf Kritik.

© imago/NBL

DRESDEN. Nachdem die sächsische Staatsregierung ein "Maßnahmenpaket" gegen den Ärztemangel im Freistaat auf den Weg gebracht hat, reagierten sowohl Ärztevertreter als auch Opposition kritisch.

Unisono begrüßten Landesärztekammer und die SPD-Fraktion im sächsischen Landtag zwar die Stoßrichtung der Maßnahmen - diese seien allerdings nur halbherzig, monieren sie.

Nötig sei mehr Geld, hieß es, auch die Wirksamkeit mancher Vorhaben wird bezweifelt.

Das Paket wurde von Gesundheitsministerin Christiane Clauß (CDU) forciert, da "der Bedarf an niedergelassenen Ärzten im ländlichen Raum aufgrund der Altersstruktur der Ärzte größer als der potenzielle Nachwuchs" sei.

Bessere Vergütung und Arbeitsentlastung

Um Ärzte von einer Arbeit auf dem Land zu überzeugen, wurde 2010 eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe gegründet, die jetzt ihre Ergebnisse vorgestellt hat. Zwanzig Vorschläge werden unterbreitet, einige lehnen sich an die Prämissen an, die bereits im Versorgungsstrukturgesetz festgeschrieben wurden.

So sollen Landärzte besser vergütet und ihre Arbeitsbelastung verringert werden, indem sie mehr nichtärztliche Tätigkeiten delegieren dürfen. Außerdem sollen die Bedingungen an den sächsischen Medizinfakultäten verbessert werden.

Es ist ein Sonderkontingent von 20 Studienplätzen für angehende Landärzte, "innerhalb der bestehenden Kapazitäten" geplant, außerdem eine "Änderung der Studieninhalte zugunsten des Faches Allgemeinmedizin". Vor allem hier setzt die Kritik der Landesärztekammer an.

Knut Köhler, Sprecher der Kammer, begrüßte das Paket grundsätzlich, "insbesondere die konstruktive Zusammenarbeit der Ressorts". Allerdings sei ein Sonderkontingent für Hausarztstudienplätze kaum umsetzbar.

"Das ist wegen der bestehenden rechtlichen und politischen Hürden eher zu bezweifeln". Nötig wären Investitionen, "um zusätzliche Studienplätze für Humanmediziner an sächsischen Hochschulen zu schaffen".

Auch die Idee, Hausärzte besser zu vergüten und sie Tätigkeiten delegieren zu lassen, sei kein Durchbruch. Im Gegenteil: Das sei "seit Jahren geübte Praxis in Sachsen und deshalb nicht neu".

Kammer hält von der Abschaffung der ZVS-Vergabe nichts

Die Abschaffung der ZVS-Vergabe für angehende Humanmediziner, ein Vorschlag der Regierung, lehnt die Kammer ab. "Die Vergabe stellt eine Gleichbehandlung der Studienbewerber sicher. Allerdings könnte sie deutlich unbürokratischer erfolgen."

Dagmar Neukirch, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag, begrüßte die Ziele, die im Paket formuliert werden, ebenfalls.

"Nur reicht das bei Weitem nicht aus. Auch die Sinnhaftigkeit einiger der bisherigen Schritte zweifele ich an." Nötig seien vor allem "mehr Investitionen. Denn Sachsens Krankenhäuser sind chronisch unterfinanziert und leben von der Substanz." Auch die SPD spricht sich für zusätzliche Studienplätze aus.

Unterstützung für die Regierungspläne kam vom sächsischen vdek. Silke Heinke, Leiterin der Landesvertretung: "Vor allem die Einführung eines Sonderkontingents und die Stärkung des Faches Allgemeinmedizin sind wichtige Bausteine zur nachhaltigen Sicherung der hausärztlichen Versorgung in Sachsen."

Laut Sozialministerium fehlen in Sachsen derzeit 356 Hausärzte.

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