Sachverständige im Bundestag uneins über Zulässigkeit der PID

Der Gesundheitsausschuss lässt am Mittwoch Fachleute zur Präimplantationsdiagnostik zu Wort kommen.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Unter dem Mikroskop werden Spermien in Eizellen injiziert: Viele Ärzte fordern klare Regeln für den Umgang mit der PID.

Unter dem Mikroskop werden Spermien in Eizellen injiziert: Viele Ärzte fordern klare Regeln für den Umgang mit der PID.

© dpa

BERLIN. "Ein völliges Verbot der PID wäre mit dem Grundgesetz nicht zu vereinbaren." Zumindest für den Fall drohender schwerwiegender Erbkrankheiten oder einer drohenden Totgeburt sei der Gesetzgeber aufgrund der verfassungsrechtlichen Rahmenbedingungen gezwungen, die Durchführung einer entsprechenden Diagnose zu erlauben.

Dieses Fazit wird der Staatsrechtler Professor Matthias Herdegen von der Universität Bonn am Mittwoch bei der Anhörung des Gesundheitsausschusses zu den Entwürfen eines Gesetzes zur Regelung der Präimplantationsdiagnostik (PID) ziehen.

Ein Verbot oder eine Beschränkung der PID greife in das Elterngrundrecht ein und berühre das Selbstbestimmungsrecht der Frau. Ein absolutes Verbot der PID begründe nicht nur für die Eltern, sondern auch für den Arzt einen Zwang zum Nichtwissen.

Ein solches Gebot nehme den Eltern die Möglichkeit, Gesundheitsgefährdungen der Mutter während der Schwangerschaft oder möglichst zeitigen therapeutischen Optionen Rechnung zu tragen, heißt es in der Stellungnahme Herdegens.

Ebenso wie Herdegen hört der Ausschuss die Moraltheologin Hille Haker von der Goethe Universität Frankfurt als Einzelsachverständige. Sie wird dafür plädieren, die PID in Deutschland grundsätzlich nicht zuzulassen, wenn sie der Auswahl von Embryonen mit bestimmten Merkmalen diene, deren Weiterentwicklung verhindert werden solle.

Wenn umgekehrt mittels PID die Entwicklungs- und Lebensfähigkeit eines Kindes festgestellt werden könne, liege eine Abwägungssituation vor, die mit dem grundsätzlichen Verbot nicht abgebildet werden könne. Insgesamt sollen zehn Sachverständige zu Wort kommen.

Der Ausschuss beschäftigt sich ferner mit drei jeweils fraktionsübergreifenden Gesetzentwürfen zur PID: Ein striktes Verbot der PID, eine Zulassung des Verfahrens in engeren Grenzen und die in weiteren Grenzen. Es zeichnet sich eine knappe Mehrheit von 215 Abgeordneten für die Befürworter der PID nach Beratung der Eltern und dem Votum einer Ethikkommission ab.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Welchen Spielraum es gibt

Patienten rechtssicher ablehnen: So geht’s

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an