Salzlösung statt Morphium - das ist unmenschlich

Veröffentlicht:

STRASSBURG (mwo). Auch Häftlinge haben in Europa Anspruch auf eine ausreichende medizinische Behandlung. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg sprach einem polnischen Untersuchungshäftling 10 000 Euro Schadenersatz zu, weil er nicht ausreichend gegen seine schweren Schmerzen versorgt wurde.

Der heute 55-Jährige war seit einem Autounfall 1998 paraplegisch gelähmt. Wegen schwerer chronischer Rückenschmerzen war ihm eine Morphiumpumpe implantiert worden. 2006 kam er in Untersuchungshaft; er stand unter Verdacht, eine Geldwäscherbande anzuführen. Fast drei Jahre lang wurde im Gefängnis seine Morphiumpumpe nur mit einer Salzlösung befüllt; gegen seine Schmerzen bekam er Tabletten oder Spritzen. Die polnischen Gerichte holten kein einziges ärztliches Gutachten ein, ob die Schmerzbehandlung ausreicht. 2009 wurde der Mann entlassen.

Seine Klage hatte in Straßburg Erfolg. Die polnischen Behörden und Gerichte hätten dem Gesundheitszustand des Häftlings keine ausreichende Beachtung geschenkt, befand der EGMR. Dies verstoße gegen das in der Europäischen Menschenrechtskonvention verankerte Verbot einer unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung.

EGMR, Az.: 2627/09

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Ein Medikament unter vielen, das wenigen hilft? 2400 Wirkstoff-Kandidaten in der EU haben den Orphan-Drug-Status.

© artisteer / Getty Images / iStock

Wirkstoff-Kandidaten mit Orphan-Drug-Status

Orphan Drugs – Risiken für ein Modell

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa)
Ein junges Mädchen wird geimpft – gegen HPV? (Symbolbild mit Fotomodellen)

© milanmarkovic78 / stock.adobe.com

Vision Zero Onkologie

Die Elimination des Zervixkarzinoms

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Vision Zero e.V.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?