Südwesten: Ärztezentren und Rentnerforce sollen den Mangel lindern

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Die KV Baden-Württemberg stellt ein Konzept vor, das den Ärztemangel auf dem Land bekämpfen und jungen Ärzten den Weg in die Niederlassung erleichtern soll.

STUTTGART (mm). Konkrete Maßnahmen, wie man dem drohenden Ärztemangel auf dem Lande begegnen kann, hat jetzt die KV Baden-Württemberg in Stuttgart vorgestellt.

In den nächsten Jahren will sie demnach selbst Ärztezentren initiieren, eine "Rentnerforce" einrichten und einen Beratungsservice für Studierende der Medizin aufbauen.

"Wir haben eine Mischung aus eigenen Projekten, die wir selbst aufbauen, sowie aus Forderungen an die Politik erarbeitet", sagten KV-Vorstandschef Dr. Norbert Metke und sein Stellvertreter Dr. Johannes Fechner bei der Vorstellung des neuen Maßnahmenpakets.

Konkret will die KV im Rahmen des Projektes RegioPraxisBW eigene Ärztezentren initiieren, die besonders auf die Strukturen im ländlichen Raum zugeschnitten sind. Diese Zentren sollen hausärztlich orientiert sein, aber auch Fachärzten wie etwa Pädiatern die Möglichkeit geben, in einer Nebenbetriebsstätte tätig zu werden.

"Die KV will die Zentren gründen und aufbauen und sie dann an die Ärzte oder andere Berufsverbände übergeben", kündigte Metke an. Die Vorteile dieser Strategie liegen für ihn auf der Hand: Der Arzt muss nicht mehr die alleinige finanzielle Verantwortung für die Praxis übernehmen, er kann sie mit anderen teilen.

Die der RegioPraxisBW angegliederte Notfalldienstversorgung erübrige darüber hinaus eine kontinuierliche Präsenz und ermögliche ein familienfreundliches Arbeitsumfeld.

"Wir wollen hier auch umfangreich mit den Gemeinden zusammenarbeiten, was beispielsweise die Kinderbetreuung angeht und Tagesmüttervereine mit einbeziehen", ergänzte KV-Vize Fechner.

Für die Finanzierung kündigte Metke an, Gelder vom Land, den Kassen und den Gemeinden einzuwerben. Die Gemeinden könnten beispielsweise kostengünstige Räumlichkeiten zur Verfügung stellen.

Nach Angaben von Metke und Fechner will die KV darüber hinaus in Zukunft verstärkt Ärzte ansprechen, die bereits pensioniert sind, um sie für unterstützende Tätigkeiten zu gewinnen.

Der KV-Chef: "Viele Ärzte, die heute ihre Praxen aufgeben, würden gerne weiterhin für Aufgaben zur Verfügung stehen. Also werden wir eine Rentnerforce gründen, die jungen Ärzten mit Expertenwissen beratend zur Verfügung steht, oder auch Aushilfen stellt."

Ein Schwerpunkt des Maßnahmenkatalogs liege auch in der Gewinnung von Nachwuchs. "Etwa zwei Drittel der Ärzte sind heute 50 Jahre und älter, in den nächsten 15 Jahren werden etwa 60 Prozent aller Ärzte ihre Praxis übergeben", warnten in diesem Zusammenhang beide KV-Chefs angesichts der Zahlen des aktuellen Versorgungsberichtes 2010.

Die KV merke heute bereits deutlich, dass die Bereitschaft des medizinischen Nachwuchses sinke, sich niederzulassen. Bereits während des Studiums sollen die jungen Mediziner daher künftig von der KV angesprochen werden, um sie für eine spätere Niederlassung zu gewinnen.

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