Interdisziplinäre Versorgung
Diabetes und Lipödem: Warum das Duo besondere Aufmerksamkeit braucht
Mehr Aufmerksamkeit und eine interdisziplinäre Versorgung: Das fordert die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) für Betroffene mit Diabetes und Lipödem. Es braucht außerdem weitere Forschung, um Evidenzdefizite zu beheben.
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Beim Lipödem handelt es sich um eine Erkrankung mit disproportionaler Fettvermehrung (Im Bild im Stadium 1). Kommt ein Diabetes hinzu, entstehen besondere Herausforderungen wie eine veränderte Wirksamkeit von Insulin.
© Christian Ure
Berlin. In Deutschland sind rund 10 Prozent der erwachsenen Frauen von einem Lipödem betroffen. „Gerade in hormonell sensiblen Lebensphasen – Pubertät, Schwangerschaft, Menopause – sehen wir besondere Herausforderungen. Das erfordert sensibilisierte Diagnostik und eine interdisziplinär eng verzahnte Versorgung“, sagt Professorin Claudia Eberle von der Universitätsmedizin Marburg – Campus Fulda und Hochschule Fulda – University of Applied Science.
Krankheiten beeinflussen sich gegenseitig
Trifft ein Lipödem nun auf einen Diabetes, so können sich beide Erkrankungen gegenseitig beeinflussen. Für Patientinnen besonders belastend sind Schmerzen, außerdem erschweren Veränderungen im Unterhautfettgewebe die Nutzung von Injektions- und Sensorstellen.
So kann Insulin das betroffene Fettgewebe zum Wachstum anregen. Außerdem wirkt es in dem veränderten Gewebe oft schlechter und langsamer. Die Folge unter anderem sind längere Abstände zwischen Spritzen und Essen sowie instabile Werte.
Ausweitung beschlossen
Liposuktion bei Lipödem wird GKV-Leistung in allen Stadien
Von diesen Problemen berichtet auch Kathi Korn, Botschafterin für Menschen mit Diabetes und Autorin aus Walldorf. „Ich lebe seit meiner Pubertät mit dem Lipödem und erhielt erst nach 12 Jahren die richtige Diagnose. Mit 21 kam Typ-1-Diabetes dazu."
Wendepunkt war für sie eine Liposuktion: „Nach mehreren Eingriffen an Oberarmen, Oberschenkeln und am Bauch wirkte mein Insulin deutlich besser und schneller. Ich brauchte weniger Insulin, konnte alle Setzstellen wieder verwenden und habe – zusammen mit Bewegung und antientzündlicher Ernährung – stark an Gewicht verloren. Das ist ein Stück Lebensqualität, das ich mir zurückerobert habe.“
Therapie personalisieren und Evidenzlücken schließen
Entscheidend für Patientinnen mit Lipödem sei eine geschlechtersensible, individuell angepasst Betreuung, so Eberle auf der Herbsttagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG): „Dazu gehören eine differenzierte hormonelle Anamnese, eine auf die Patientin zugeschnittene Schmerz-, Bewegungs- und Kompressionstherapie, psychosoziale Unterstützung sowie eine verständliche Aufklärung über alle Behandlungsoptionen – und eine individuell optimierte Diabetestherapie.
Das Ziel: Eine patientenzentrierte Versorgung, die die Betroffenen in allen Lebenslagen begleitet. Sie sollten daher frühzeitig an spezialisierte Zentren mit interdisziplinärer Expertise überwiesen werden.
Auch gelte es, Evidenzlücken zu schließen. „Wir benötigen nationale Register, klare Qualitäts- und Indikationskriterien und mehr geschlechtersensitive Versorgungsforschung“, so Eberle. Gendermedizinische Inhalte müssten zudem in Aus- und Weiterbildung verankert werden.
S2k-Leitlinie erklärt die Therapie
In der S2k-Leitlinie Lipödem werden erstmals einheitliche diagnostische Kriterien und evidenzbasierte Therapieempfehlungen beschrieben. Auch liefert die Leitlinie Empfehlungen zur Indikationsstellung zur Liposuktion – die bislang einzige Methode, mit der sich lipödemassoziierte Fettdepots dauerhaft reduzieren lassen.










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