Südwesten: Appell für Mindestmengen bei Frühgeburten

STUTTGART (mm). In einem gemeinsamen Appell haben Ärzte, Eltern und die Techniker Krankenkasse (TK) in Baden-Württemberg an Politiker appelliert, bei der Versorgung von Frühgeborenen allein medizinische Kriterien gelten zu lassen.

Veröffentlicht:

Über 500 Kinder kommen pro Jahr in Baden-Württemberg mit einem Gewicht unter 1000 Gramm auf die Welt, Tendenz steigend. Unterzeichnet wurde der Appell unter anderem von Chefärzten der geburtsmedizinischen Abteilungen in den Unikliniken Ulm, Heidelberg, Tübingen und Mannheim.

Er richtet sich gegen den Protest von kleineren Geburtskliniken. Diese wehren sich massiv gegen eine Richtlinie, die solche Geburten auf Kliniken begrenzen will, die mindestens 30 Frühchen in dieser Gewichtsklasse pro Jahr vorweisen können. Elf Kliniken aus Baden-Württemberg haben gegen diese Vorschrift geklagt und vom Landessozialgericht Berlin/Brandenburg Recht bekommen.

Nach dem vorläufigen Scheitern dieser Vorgabe sehen die Unterzeichner des Appells die Gefahr, dass bei der Geburt von Frühchen zu wenig darauf geachtet wird, wie viel Erfahrung die jeweilige Geburtsstation mit der Versorgung dieser Kinder hat.

"In Baden-Württemberg gibt es ausreichend Geburtszentren mit großer Erfahrung und Routine im Umgang mit dieser medizinischen Extremsituation", so TK-Landeschef Andreas Vogt.

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Ab 2026 werden auch stationäre Zwei-Tages-Fälle erfasst

Hybrid-DRG-Katalog erhält 100 neue OPS-Kodes

Kommentare
Prof. Dr. Volker von Loewenich 28.04.201122:50 Uhr

Kampf kleiner gegen große perinatalmedizinische Einrichtungen.

Angeführt wurde eine Veröffentlichung, in der festgesellt wurde, daß die Überlebensraten sehr kleiner Frühgeborener in kleinen Häusern besser sei als in den großen Zentren. Es war für diese Publikation dem Internet entnommen worden, wie hoch die Sterblichkeit sehr kleiner Frühgeborener war bezogen auf das diese Kinder entlassende Haus, entlassen tot oder lebend.
Sehr unreife Frühgeborene kamen fast nur in den Zentren zur Welt. So soll es ja auch sein. Konnten diese sehr unreifen Frühgeborenen erfolgreich behandelt werden, dann wurden sie in wohnort-nahe kleinere Häuser verlegt. Dort starben dann nur noch sehr wenige Kinder, denn schwerkranke wurden begreiflicherweise nicht verlegt. Kleine Häuser konnten daher sehr gute Überlebensraten ins Netz stellen, denn die Todesfälle ereigneten sich mehrheitlich in den Zentren. Die Kinder wurden aber dort gezählt, von wo sie nach Hause entlassen wurden. Daher konnten kleine Häuser sich (Schein-)Verdienste zuschreiben, die sie den Zentren zu verdanken hatten. Wenn mit diesen "Erfolgen" jetzt gegen die in Baden-Württemberg sehr erfolgreiche und gut organisierte Regionalisierung extremer Frühgeburten gerichtlich vorgegangen wird, und auch noch mit Erfolg, dann ist das moralisch nicht zu vertreten. Frühgeborenen-Intensivmedizin wird vergleichsweise ordentlich vergütet. Das sollte nicht das Motiv für einen Kampf gegen die Regionalisierung von Frühgeburten sein, deren Effizienz seit Jahrzehnten immer wieder belegt wurde, selbst wenn kleineren Häusern die Existenzvernichtung droht. Dieser sollte auf andere Weise abgeholfen werden.

Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Knappe ärztliche und Pflege-Ressourcen

Wie die Peritonealdialyse die Personalprobleme lindern könnte

Kongress-Motto „Resilienz“

DGIM-Präsident Galle: Wie Kollegen den Kopf frei bekommen

Alternatives Versorgungsmodell

Wenn der „Zuhause-Arzt“ alle Hausbesuche übernimmt

Lesetipps
Frühgeborenes Baby schlafend im Inkubator auf der Intensivstation mit angeschlossenen Überwachungskabeln.

© Toshi Photography / stock.adobe.com

Frühgeburt

Frühgeborene: Was bringen Probiotika?

Auch einem CT-Bild ist ein Prostata-Karzinom markiert.

© samunella / stock.adobe.com

Aktualisierung der S3-Leitlinie

Früherkennung von Prostatakrebs: Tastuntersuchung vor dem Aus