KOMMENTAR
Trends stehen fest, Ursachen nicht
Schlechte Nachrichten für Patienten, die auf eine Transplantation warten: Die Spenderzahl sinkt, die der zur Verfügung stehenden Organe auch. In manchen Regionen ist im ersten Halbjahr der Rückgang mit bis zu 30 Prozent dramatisch. An diesem Punkt müsste die Ursachensuche starten - doch die Deutsche Stiftung Organtransplantation tappt im Dunkeln. Was bleibt, sind Vermutungen, die zumindestens plausibel klingen.
Da wäre vor allem der Kostendruck in Krankenhäusern, der erst vergangene Woche in Niedersachsen Klinikmitarbeiter zum Protest auf die Straße getrieben hat. Wenn in Intensivstationen Mitarbeiter fehlen, bleibt für zeit- und nervenraubende Gespräche mit Angehörigen potenzieller Organspender kein Platz mehr.
Aber allein der Verweis auf die chronische Unterfinanzierung im stationären Sektor greift zu kurz. Das Engagement der Ärzte in vielen Kliniken ist groß. Doch vermutlich ebenso häufig sind Strukturen und Arbeitsabläufe nicht optimal: Mal ist der Transplantationsbeauftrage durch andere Aufgaben zu stark gebunden, mal müssen externe Konsiliarärzte, die den Hirntod feststellen, erst rekrutiert werden - wertvolle Zeit verrinnt.
Kontraproduktiv wäre es, jetzt nach dem Gesetzgeber zu rufen - etwa mit der Absicht, die Zustimmungs- durch eine Widerspruchslösung im Transplantationsgesetz zu ersetzen. Dann nämlich stünde die generell breite Zustimmung der Bürger zur Organspende auf dem Spiel.
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