Verbraucherzentralen

Überbelastung von Pflegebedürftigen auffangen

Veröffentlicht:

Berlin. Angesichts steigender Zuzahlungen für die Pflege fordern die Verbraucherzentralen ein rasches Gegensteuern der Politik.

Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) solle dringend dafür sorgen, dass die Überbelastung der Pflegebedürftigen aufgefangen werde, sagte der Chef des Bundesverbands der Verbraucherzentralen (vzbv), Klaus Müller, der Deutschen Presse-Agentur. Dies sei eine soziale solidarische Aufgabe, die auch Geld koste. Viel gewonnen wäre schon mit regelmäßigen Anhebungen der Pflegeversicherungsleistungen, damit die eigenen Belastungen nicht weiter von Jahr zu Jahr stiegen.

Hintergrund ist, dass die Pflegeversicherung – anders als die Krankenversicherung – nur einen Teil der Kosten trägt. Neben dem Eigenanteil für die reine Pflege kommen für Heimbewohner noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und auch für Investitionen in den Einrichtungen dazu. Insgesamt ergeben sich im Bundesschnitt derzeit knapp 1900 Euro im Monat, aber bei großen regionalen Unterschieden (siehe nachfolgende Tabelle).

An dieser Stelle finden Sie Inhalte aus Datawrapper Um mit Inhalten aus Datawrapper zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir Ihre Zustimmung. Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte aus Sozialen Netzwerken und von anderen Anbietern angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät notwendig. Weitere Information dazu finden Sie hier.

Eigenbeiträge oft nicht zu stemmen

Müller sagte, die Einführung der Pflegeversicherung vor 25 Jahren sei ein Meilenstein in der Absicherung gewesen. Den Verbraucherzentralen berichteten aber viele Pflegebedürftige und Angehörige von „dramatischen Schicksalen“. Selbst Menschen, die ein Leben lang mittel bis gut verdient hätten, seien nicht in der Lage, die kompletten Eigenbeiträge in einem Pflegeheim zu bezahlen.

„Es gibt immer die Möglichkeit, über Steuerzuschüsse – wie wir es in der Rente schon lange tun – dafür zu sorgen, dass wir zu einer wirklich fairen Versicherung kommen“, erläuterte der vzbv-Chef. Dies sei so zu regeln, dass es Arbeitnehmer und Arbeitgeber nicht überfordere, aber die Pflegebedürftigen nicht allein lasse.

GKV weist auf Bundesländer

Der GKV-Spitzenverband bekräftigte seine Forderung nach der Einführung eines Bundeszuschusses für die Pflegeversicherung. Dies sei überfällig, um die Finanzierungsbasis zu verbreitern, sagte Verbandssprecher Florian Lanz.

Eine besondere Rolle hätten aber auch die Bundesländer: „Sie sind politisch in der Verantwortung für die Investitionsfinanzierung der Pflegeheime, finanzieren hier aber kaum etwas“, erklärte Lanz. „Würden die Länder die Investitionskosten vollständig tragen, könnte der durchschnittliche Eigenanteil der Heimbewohner auf einen Schlag um 450 Euro pro Monat sinken.“

Gesundheitsminister Spahn hat angekündigt, die Debatte über die künftige Finanzierung der Pflege 2020 „zu einer Entscheidung zu führen“. Auf dem Tisch liegt schon eine Reihe von Vorschlägen - von Bundeszuschüssen bis zu Limits für Eigenanteile.

Der Minister strebt mehr Planbarkeit und Verlässlichkeit bei den Eigenanteilen an. Forderungen nach einer Vollversicherung für die kompletten Pflegekosten hat er abgelehnt. (dpa)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Der Empfang der Gynäkologen-Praxis in Gütersloh: Vor allem die starke Patientinnenbindung überzeugte am Ende das MVZ, das die Praxis erwarb.

© Andreas Peters

Praxismanagement

Privatpraxis abzugeben? Das lässt sich regeln!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Finanzdienstleister MLP
Insgesamt lässt sich auf jeden Fall sagen, dass die Kosten an vielen Stellen schneller gestiegen sind als der Orientierungswert.

© Leafart - stock.adobe.com

Praxismanagement

So bekommen Sie steigende Praxiskosten in den Griff

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: apoBank
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

EvidenzUpdate-Podcast

Methodische Frühlingsgefühle – oder warum Leitlinien ein bisschen Liebe brauchen

Porträt

Ein Zahnarzt und Ballermann-Sänger: Tobias Riether

Lesetipps
Ältere Diabetikerin, die ihren Blutzuckerspiegel zu Hause mit einem kontinuierlichen Glukosemessgerät kontrolliert.

© Halfpoint / stock.adobe.com

Deprescribing bei Typ-2-Diabetes

Diabetes bei Älteren: Chancen und Risiken einer Polypharmazie

Angesichts der weltweit alternden Bevölkerung ist mit einem weiteren Anstieg der Alzheimer-Inzidenz zu rechnen (derzeit werden jährlich rund 7,7 Millionen neue Fälle weltweit diagnostiziert). Antivirale Maßnahmen gegen das Herpes-Virus könnten präventiv wirken.

© KI-generiert Галя Дорожинська - stock.adobe.com

Auch andere neurotrope Viren impliziert

Alzheimer-Risiko durch Herpes: Neue Evidenz aus Real-World Daten

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung