BÄK-Chef

Übergriffe auf Rettungskräfte alarmierend

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Gefährlicher Einsatz: 13 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal Opfer von körperlicher Gewalt im Einsatz geworden waren.

BERLIN. Helfer werden bespuckt, mit Böllern beworfen, gar mit Waffen bedroht: Immer neue Attacken auf Sanitäter, Feuerwehrleute und Polizisten in Deutschland sorgen für Entsetzen. Auch der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Professor Frank Ulrich Montgomery, schlägt jetzt Alarm. "Wir erleben derzeit eine totale Verrohung bei einigen Patienten und ihren Angehörigen gegenüber medizinischem Personal", so Montgomery.

Die Politik müsse dringend einen Kulturwandel befördern, "damit man wieder begreift, dass diese Menschen Retter und Helfer sind", forderte der BÄK-Präsident in der "Rheinischen Post" (Samstag).

Die Gewaltbereitschaft sei im Umfeld der Silvester-Feiern deutlich geworden. "Da sind Rettungssanitäter und Notärzte angegriffen worden, weil man sie für Repräsentanten der Staatsmacht hält", so Montgomery. Schon im vergangenen Jahr hatten rücksichtlos und aggressiv gegen Helfer vorgehende Menschen für Schlagzeilen gesorgt, auch Gaffer an Unfallstellen und blockierte Rettungsgassen waren ein Thema.

Zuletzt hatte es in der Nacht zum Samstag in Berlin eine Attacke auf Rettungskräfte gegeben. Als zwei Sanitäter aus ihrem Rettungswagen stiegen, warf ein 37 Jahre alter Mann zunächst Böller auf sie. Danach soll er versucht haben, auf einen abgestellten Defibrillator zu urinieren. Einem der Helfer spuckte der 37-Jährige ins Gesicht. Die Sanitäter hielten den Angreifer fest und übergaben ihn der Polizei.

Studie: Gewalt nimmt zu

Dass es sich längst nicht mehr um Einzelphänomene handelt, zeigt auch die Studie "Gewalt gegen Einsatzkräfte" der Ruhr-Universität Bochum (RUB). 810 Personen haben sich im Mai und Juni 2017 an der Umfrage beteiligt, die das Team des Lehrstuhls Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft der RUB unter Einsatzkräften der Feuerwehren und Rettungsdienste in Nordrhein-Westfalen durchgeführt hat. 13 Prozent der Befragten gaben an, dass sie in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal Opfer von körperlicher Gewalt im Einsatz geworden waren.

Noch häufiger ist verbale Gewalt: 60 Prozent der Befragten hatten entsprechende Erfahrungen gemacht. Die Studie, über die die "Ärzte Zeitung" bereits im Oktober des vergangenen Jahres berichtet hat, wurde nun in ihrer Komplettfassung der Öffentlichkeit vorgestellt. Mitarbeiter im Rettungseinsatz waren mit rund 85 Prozent am stärksten von Gewalt betroffen.

Die Justiz müsse so ausgestattet werden, dass sie die 2017 verschärften Gesetze zu Angriffen auf Rettungskräfte auch durchsetzen könne, fordert die Deutsche Feuerwehr-Gewerkschaft (DFeuG). Unter anderem war ein neuer Straftatbestand des "Tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte" (§114 StGB) geschaffen worden, der eine Haftstrafe zwischen drei Monaten und fünf Jahren ermöglicht. (dpa/reh)

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