Patientensteuerung

Umfrage: Ein Drittel der Bevölkerung kann sich neue Primärversorgung vorstellen

Steuern, aber richtig: Deutschland denkt über ein Primärversorgungssystem und vorgeschaltete digitale Ersteinschätzung nach. Eine Umfrage für die Siemens Betriebskrankenkasse zeigt: Viele Bundesbürger wären offen dafür.

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Arzt am Computer: Sinkende Kapazitäten treffen auf steigende Patientennachfrage. (Symbolbild)

Arzt am Computer: Sinkende Kapazitäten treffen auf steigende Patientennachfrage. (Symbolbild)

© Kzenon - stock.adobe.com

Berlin/München. Den Befund teilen eigentlich alle: Sinkende Kapazitäten in Arztpraxen treffen auf eine steigende Inanspruchnahme. Um gegenzusteuern, will die Koalition aus Union und SPD ein verbindliches Primärarztsystem einführen.

Die Idee: Patienten sollen erst den Hausarzt kontaktieren, dann und sofern medizinisch nötig zum Facharzt überwiesen werden. Ausnahmen inklusive. Das senkt unnötige Arztkontakte und schont Ressourcen.

Krankenkassen- und Pflegeverbänden springt der Ansatz zu kurz. Sie werben für ein breiter aufgestelltes Primärversorgungssystem – unterstützt von digitalen Ersteinschätzungsverfahren und mehr Kompetenzen für nichtärztliche Berufe wie Pflege, MFA oder Apotheker.

Ersteinschätzung!? Jeder Vierte zuckt die Achseln

Eine am Mittwoch veröffentlichte YouGov-Umfrage für die Siemens-Betriebskrankenkasse (SBK) zeigt, wie die Bevölkerung zu den Instrumenten steht: Demnach befürworten 36 Prozent der Befragten die Einführung einer (digitalen) Ersteinschätzung, 33 Prozent lehnen diese ab.

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Aus der Umfrage geht auch hervor: Viele Bundesbürger haben sich mit dem Thema Ersteinschätzung noch gar nicht richtig befasst. So geben 25 Prozent an, in der Frage unentschieden zu sein. Befragt wurden 2.046 Personen.

Gefragt wurde auch nach den Erwartungen an eine digitale Vorabeinschätzung: So erhoffen sich unter der Gruppe der Befürworter der Idee – 747 Personen – 55 Prozent der Befragten, dass sie bei „dringenden Fällen“ schneller einen Arzttermin bekommen. Ferner wünschen sich 52 Prozent, dass sie bestimmte Anliegen ohne Besuch in der Arztpraxis, also digital lösen können – etwa Rezepte oder Krankschreibungen.

„Ressourcen wieder gezielter einsetzen“

Interessant: 46 Prozent der Befragten erhoffen sich Unterstützung bei der Terminfindung für Fachärzte. 24 Prozent möchten wissen, ob sie überhaupt eine Ärztin, einen Arzt konsultieren müssen – oder ob sie zunächst selbst aktiv werden können.

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„Wir brauchen mehr Aufklärung“, kommentierte SBK-Chefin Dr. Gertrud Demmler die Umfrage. Die Ersteinschätzung vor dem Arztbesuch sei eine Chance, „Menschen schneller und besser zu helfen“.

Dieser Mehrwert müsse noch stärker vermittelt werden. „Wenn uns das – zusammen mit den Behandelnden – gelingt, können wir erreichen, dass Ressourcen wieder gezielter eingesetzt werden und Wartezeiten auf ein Normalmaß sinken.“

Warken: Bonus und Gebühr denkbar

Die Diskussion um die richtigen Steuerungselemente geht derweil munter weiter. Bei einer Veranstaltung der „Rheinischen Post“ Anfang der Woche erklärte Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU), denkbar sei eine Praxisgebühr für Patienten, die direkt einen Facharzt aufsuchen wollten.

Daneben könne es einen Bonus für jene Patienten geben, die zuerst den Hausarzt aufsuchten. Eine Praxisgebühr bei jedem Arztbesuch – zuletzt von Arbeitgeberverbänden ins Spiel gebracht – lehnte Warken dagegen ab. (hom)

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