Gesetzliche Krankenversicherung
Nach drei Quartalen: Ersatzkassen, AOK und IKK mit 2,5 Milliarden Euro im Plus
Die Leistungsausgaben in der GKV steigen ungebremst. Da tröstet die Manager dreier Kassenverbände auch kein Milliarden-Überschuss, der sich nach drei Quartalen abzeichnet. Sie rufen nach einem neuen Sparpaket.
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AOK, Ersatzkassen und Innungskrankenkassen weisen nach drei Quartalen einen Überschuss aus – und rufen doch nach einem weiteren Sparpaket.
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Berlin. Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) weist nach drei Quartalen einen Überschuss von rund 2,5 Milliarden Euro aus. Basis sind die Finanzdaten von AOKen, Ersatzkassen und Innungskrankenkassen, die der Ärzte Zeitung vorliegen.
Die Krankenkassenmanager sehen dennoch keinen Deut Entspannung in der Finanzsituation, denn die Ausgaben steigen wiederum teils zweistellig. Unisono rufen sie nach einem weiteren Sparpaket.
Das höchste Plus weisen die sechs Ersatzkassen mit einem Überschuss von 1,5 Milliarden Euro nach drei Quartalen aus (Halbjahr: 1,14 Milliarden Euro). Pro Kopf verzeichnete der vdek mit rund 28,7 Millionen Versicherten einen Anstieg der Leistungsausgaben um 7,7 Prozent.
Bei der AOK-Gemeinschaft mit 27,5 Millionen Versicherten fällt das Plus mit 617 Millionen Euro deutlich geringer aus und ist im Vergleich zum Halbjahreswert sogar leicht gesunken (656 Millionen Euro).
Auch die AOK-Familie bezeichnet die Ausgabendynamik als „nach wie vor ungebremst“. Je Versicherten beträgt die Steigerungsrate hier 7,9 Prozent und hat damit im Vergleich zum Halbjahresergebnis noch leicht zugelegt (7,3 Prozent).
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Krankenkassen mit Überschuss von 2,84 Milliarden Euro zur Jahresmitte
Bei den Innungskrankenkassen mit 5,1 Millionen Versicherten steht nach drei Quartalen ein Überschuss von 376 Millionen Euro in der Bilanz (Halbjahr: 305 Millionen Euro). Doch die Finanzsituation wird weiterhin mit „angespannt“ beschrieben – der Anstieg der Leistungsausgaben je Versicherten liegt mit 10,4 Prozent auf hohem Niveau.
Zugleich werde der Überschuss zur gesetzlich vorgeschriebenen Auffüllung der Rücklagen benötigt. Zur Jahresmitte hatte der Überschuss sich GKV-weit auf 2,84 Milliarden Euro belaufen.
2,9 Prozent Zusatzbeitrag reichen schon jetzt nicht
Unisono betonen die Kassenmanager, die Finanzen müssten weiter konsolidiert werden. Die von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) kurzfristig versprochenen Einsparungen seien vom Schätzerkreis bereits berücksichtigt worden, doch alles andere als gesichert, sagt eine Sprecherin des IKK e.V. unter Verweis auf die mögliche Anrufung des Vermittlungsausschusses am Freitag durch den Bundesrat.
Zudem, so die Innungskassen reiche der für 2026 vom BMG bekannt gegebene durchschnittliche Zusatzbeitragssatz von 2,9 Prozent „schon jetzt nicht aus“. Auch Jens Martin Hoyer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbands, nennt die bisherigen Regierungsvorlagen zur Stabilisierung der GKV-Finanzen „völlig unzureichend“.
Gesetzliche Krankenversicherung
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Hoyer fordert, die Aussetzung der Meistbegünstigungsklausel in der Vergütung der Krankenhäuser „sollte nicht nur für das kommende Jahr, sondern dauerhaft ausgesetzt werden“. Weitere Schritte mit Blick auf Arzneimittel und Apotheken müssten sich anschließen.
Deutlich mehr als drei Prozent
„Die Finanzprognosen für das nächste Jahr bleiben trotz des kleinen Sparpakets schlecht“, stellt Boris Maydell, Vertreter des Vorstands des vdek, fest. Auch im kommenden Jahr erwarteten die Ersatzkassen einen Anstieg der Ausgaben um 6,5 bis 6,6 Prozent. Dem werde aber nur ein Wachstum der Einnahmen um von ungefähr vier Prozent entgegenstehen.
Der durchschnittliche Zusatzbeitragssatz werde ab Anfang 2026 die Marke von drei Prozent „deutlich überschreiten“, ist sich von Maydell sicher. (fst)







