Gesetzliche Krankenversicherung

Streit ums Sparpaket: Warken warnt Länderkollegen vor Blockade

Bundesgesundheitsministerin Nina Warken erhöht den Druck auf die Länder, ihrem Sparpaket zuzustimmen. Betroffen von der Anrufung des Vermittlungsausschusses wären die GKV-Beitragszahler – und die KVen.

Veröffentlicht:
Am Freitag trifft sich das Plenum des Bundesrats in Berlin. Abgestimmt wird bei der Sitzung auch darüber, ob im Streit um das GKV-Sparpaket der Vermittlungsausschuss angerufen werden soll.

Am Freitag trifft sich das Plenum des Bundesrats in Berlin. Abgestimmt wird bei der Sitzung auch darüber, ob im Streit um das GKV-Sparpaket der Vermittlungsausschuss angerufen werden soll.

© Kay Nietfeld/dpa

Berlin. Es wird ruppiger: Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) kämpft um ihr Sparpaket, das die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) im kommenden Jahr um zwei Milliarden Euro entlasten soll. 1,8 Milliarden Euro davon sollen allein die Krankenhäuser tragen – wogegen sie sich heftig wehren.

In einem Brief an die Gesundheitsminister und -senatoren der Bundesländer, über den das Portal „Politico“ zuerst berichtete, übt Warken harsche Kritik am Vorschlag des Gesundheitsausschusses im Bundesrat, den Vermittlungsausschuss anzurufen, um das Sparpaket aufzuhalten.

Lesen sie auch

Vorerst würde damit auch das Gesetz zur Befugniserweiterung und Entbürokratisierung in der Pflege verzögert, wo das Sparpaket als fachfremder Änderungsantrag angedockt wurde.

Warken nennt es in ihrem Schreiben einen „höchst problematischen Schritt“, wenn Maßnahmen zu einer sicheren pflegerischen und gesundheitlichen Versorgung, zum Bürokratieabbau oder für stabile Beitragssätze in der GKV auf diese Weise „blockiert“ würden. Das Vertrauen der Bürger in die Handlungsfähigkeit der Politik drohe dadurch „empfindlichen Schaden zu nehmen“.

Lesen sie auch

Sollten die Länder das Zwei-Milliarden-Sparpaket tatsächlich aufhalten, könnten die Krankenkassen die „entlastende Wirkung in ihrer bis Mitte Dezember abzuschließenden Haushaltsplanung und damit der Feststellung ihrer Zusatzbeiträge nicht mehr berücksichtigten“, schreibt Warken. Mit anderen Worten: Beitragszahler und Arbeitgeber müssten in diesem Fall zwei Milliarden Euro zusätzlich schultern.

Auch Kinderkrankengeld wäre betroffen

Heikel: Auch andere Rechtsbereiche, die in dem Artikelgesetz angesprochen sind, wären betroffen. Das betrifft beispielsweise eine Ende dieses Jahres auslaufende Regelung zum Kinderkrankengeld.

Die Ministerin warnt zudem vor einer „flächendeckenden Unterfinanzierung“ der Strukturfonds der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen). Diese Regelung braucht aufgrund der Entbudgetierung hausärztlicher Leistungen ab 1. Januar 2026 dringend ein Update. Anderenfalls hätten die KVen ab Jahresbeginn keine Rechtsgrundlage mehr, um ihren Finanzierungsanteil an den Strukturfonds genau zu bestimmen.

Warken hatte bereits am Montag bei der Eröffnung des Deutschen Krankenhaustages in Düsseldorf keinen Zweifel daran gelassen, dass stabile Beitragssätze über 2026 hinaus ein „übergeordnetes Ziel“ seien.

Lesen sie auch

Penibel rechnet die Ministerin ihren Länderkollegen vor, trotz Aussetzung der Meistbegünstigungsklausel würden die Krankenhäuser im kommenden Jahr Einnahmensteigerungen im Vergleich zu 2025 in Höhe von rund acht Milliarden Euro erzielen. Insgesamt stünden dann für die stationäre Versorgung rund 120 Miliarden Euro zur Verfügung.

Ob es am Freitag im Bundesratsplenum tatsächlich zu einer Mehrheit für die Anrufung des Vermittlungsausschusses kommt, ist nicht absehbar: Im Gesundheitsausschuss hat jedes Bundesland eine Stimme – im Plenum dagegen variieren die Stimmen der Bundesländer je nach Bevölkerungsgröße zwischen drei und sechs. Nötig wären mindestens 35 der 69 Stimmen. Es wird spannend. (fst)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Detailansicht eines Windrades: Bringt eine ökologisch nachhaltige Geldanlage auch gute Rendite? Anleger sollten auf jeden Fall genau hinschauen.

© Himmelssturm / stock.adobe.com

Verantwortungsbewusstes Investment

„Nachhaltig – das heißt nicht, weniger Rendite bei der Geldanlage!“

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank)
Der Empfang der Gynäkologen-Praxis in Gütersloh: Vor allem die starke Patientinnenbindung überzeugte am Ende das MVZ, das die Praxis erwarb.

© Andreas Peters

Praxismanagement

Privatpraxis abzugeben? Das lässt sich regeln!

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Finanzdienstleister MLP
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Früherkennung

PSA-basiertes Prostatakrebs-Screening: Langzeitdaten belegen Nutzen

Red Flags

Rückenschmerz: Wer muss sofort ins MRT?

Lesetipps
Arbeiten an der Zukunft der Hausarztpraxis Nürnberg-Fischbach: Dr. Nicolas Kahl und Nicki Maurer.

© Torsten Fricke

Erfolgreiche Teamarbeit

HÄPPI: So gelingt die Delegation in Hausarztpraxen

Vier mittelalte Frauen laufen gemeinsam über eine Wiese und lachen.

© Monkey Business / stock.adobe.com

Wechseljahre

5 Mythen rund um die Perimenopause: Eine Gynäkologin klärt auf