Krankenhausversorgung

Unterstützung für Vorschläge des Ethikrats

Die Reaktionen auf die Stellungnahme des Ethikrates zum Patientenwohl zeigen, dass viele Kliniken selbst Notfälle sind.

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BERLIN. Die Empfehlungen des Ethikrates, das Patientenwohl bei der Krankenhausbehandlung stärker in den Vordergrund zu rücken, stoßen beim Marburger Bund (MB) auf positive Resonanz.

Bei den Debatten um die Finanzierung des Gesundheitswesens gerate die ganzheitliche Wahrnehmung des Patienten, auch als Person, häufig aus dem Blick, heißt es in einer Reaktion des MB auf die am Dienstag veröffentlichte Stellungnahme.

"Der Ethikrat hat deshalb Recht, wenn er fordert, dass ärztliches Handeln auf den individuellen Patienten und seinen spezifischen Bedarf ausgerichtet sein muss", heißt es.

Kritik am DRG-System

Auch der Kritik am Fallpauschalensystem stimmt der MB zu. Das DRG-System führe dazu, dass Patienten häufiger als pauschalierter Behandlungsfall betrachtet werden denn als hilfesuchende Personen. Der MB setze sich deshalb seit Jahren dafür ein, "die Ausschließlichkeit des für die gesamte Leistungsvergütung eingesetzten DRG-Systems durch ein differenziertes, dem Versorgungsbedarf entsprechendes Abrechnungssystem zu ersetzen".

Als besonders wichtig hebt der MB die Mahnung des Ethikrates hervor, eine bessere Kommunikation im Krankenhaus sicherzustellen. Eine gute Kommunikation zwischen Arzt und beeinflusse die Therapietreue entscheidend.

Dazu bedürfe es Rahmenbedingungen, die genügend Zeit für Gespräche ermöglichten. Die Empfehlung des Ethikrates, den zeitlichen und organisatorischen Aufwand für Gespräche mit den Patienten bei den Vorgaben für die Vergütung zu berücksichtigen.

"Das Patientenwohl ist die Leitschnur des Handelns in deutschen Kliniken", kommentierte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) die Vorschläge des Ethikrates. Sie begrüßt, dass die "persönliche Zuwendung in der stationären Versorgung" besonders hervorgehoben werde. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass "die Finanzierung des Personalbestandes von 1,1 Millionen Beschäftigten" gesichert ist, so DKG-Präsident Thomas Reumann.

 Dazu zähle auch, dass anstehende Tarifsteigerungen über die Anpassung der Vergütung refinanziert werden müssen. "Nur wenn das gewährleistet ist, wird der Rationalisierungsdruck vom Personal genommen", schreibt Reumann.

Zu viele Drehtüreffekte

Der Katholische Krankenhausverband Deutschlands (KKVD) schließt sich dem Vorschlag des Ethikrates an, bei multimorbiden Patienten zwei oder mehr DRG bei einem Klinikaufenthalt abrechnen zu können.

"Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Krankenhausversorgung auf die Herausforderungen des demografischen Wandels hin zukunftssicher zu gestalten und wieder mehr am individuellen Bedarf der Patienten auszurichten", sagte KKVD-Geschäftsführerin Bernadette Rümmelin.

Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, kritisiert, dass das DRG-System den Bedürfnissen von multimorbiden und dementen Menschen in Kliniken nicht gerecht werde. Zu häufig würden Drehtüreffekte auftreten. "Der Bundesgesundheitsminister muss die Empfehlungen des Ethikrates zügig umsetzen", so Brysch. ( wer /chb)

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