Verbände sehen Röslers Therapie gegen Ärztemangel mit Skepsis

Mit einem Bündel an Maßnahmen will Minister Philipp Rösler dem Ärztemangel entgegenwirken. Vertreter der Ärzteschaft reagieren zurückhaltend.

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BERLIN (sun/hom). Die Pläne von Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP), den Zugang zum Medizinstudium zu erleichtern und dafür den Numerus clausus abzuschaffen, sind bei Vertretern der Ärzteschaft auf ein geteiltes Echo gestoßen. Der Chef der Bundesärztekammer (BÄK), Professor Jörg-Dietrich Hoppe begrüßte den Vorstoß. "Die Abiturnote darf nicht die wesentliche Bedingung für die Zulassung zum Medizinstudium bleiben", sagte er. Leistungsbereitschaft und Begeisterung für den Arztberuf seien ebenso wichtige Auswahlkritieren, betonte Hoppe.

Die Realität ist nicht so rosig, wie es in der Fernsehserie "Der Landarzt" scheint. Immer weniger junge Ärzte wollen sich auf dem Land niederlassen. © imago

Die Realität ist nicht so rosig, wie es in der Fernsehserie "Der Landarzt" scheint. Immer weniger junge Ärzte wollen sich auf dem Land niederlassen. © imago

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Rösler hatte am vergangenen Wochenende ein Bündel von Maßnahmen gegen den Ärztemangel angekündigt (wir berichteten). Dazu gehören die Abschaffung des Numerus clausus für das Medizinstudium, mehr Studienplätze und eine Liberalisierung des Vertragsarztrechts. Im Gespräch ist zudem, dass Medizinstudenten, die bereit sind, nach ihrem Studium eine Zeit lang eine Landarztpraxis zu betreiben, bevorzugt einen Studienplatz bekommen.

Der Vizechef der KBV, Dr. Carl-Heinz Müller, kritisierte dagegen, die von Rösler vorgeschlagenen Änderungen reichten allein nicht aus, um den Mangel an Hausärzten zu beseitigen. "Studien zeigen, dass Hausärzte sich in erster Linie in ihren Heimatregionen niederlassen. Das heißt, wir müssen die Medizinstudierenden direkt in den Regionen anwerben, in denen sie sich niederlassen sollen."

Auch der Vorsitzende des Ärzteverbands Hartmannbund, Professor Kuno Winn, zeigte sich skeptisch. Es sei zwar gut, dass die Koalition den Ärztemangel "als Fakt und Problem" diagnostiziert habe. Die vorgeschlagene Therapie lasse aber keine wirkliche Besserung erwarten. "Ein ausblutendes System so lange per `Druckbetankung´ mit Medizinstudierenden aufzufüllen, bis schließlich eine ausreichende Zahl ausgebildeter Ärzte im System verbleibt und nicht - wie bisher - in hoher Zahl außerhalb der kurativen Medizin tätig wird, ist schon angesichts der enormen Ausbildungskosten gesellschaftspolitisch nicht zu verantworten", gab Winn zu bedenken.

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