Bundesverband Geriatrie
Verband legt Konzept für die medizinische Versorgung alter Menschen vor
Verschmelzung der bisher getrennten Versorgung zu Zentren soll geriatrische Grundversorgung stärken. Geriatrien sollen binnen 25 Minuten erreichbar sein. Strukturvorgaben sollen Qualität sichern helfen.
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Ein Helfer kümmert sich in einer geriatrischen Einrichtung um einen Patienten. Der Bundesverband Geriatrie legt ein Konzept zur Stärkung der geriatrischen Grundversorgung vor.
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Berlin. Die Alterung der Gesellschaft ist nicht zu übersehen. Die Zahl der Menschen im achten Lebensjahrzehnt ist zwischen 1990 und 2019 von acht auf 13 Millionen gewachsen. Mehr als sechs Millionen Menschen sind bereits über 80 Jahre alt. Ab den dreißiger Jahren wird die Zahl der Hochaltrigen kontinuierlich auf mehr als zehn Millionen wachsen, hat das Statistische Bundesamt erst im Juli festgestellt.
Die demografische Entwicklung erfordert eine Antwort der ärztlichen und medizinischen Versorgungsstrukturen. Der Bundesverband Geriatrie hat am Mittwoch ein bundesweites Konzept mit konkreten Bedarfszahlen und neuen Versorgungsansätzen vorgestellt. Dafür sucht der Verband die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Ärzten. Sie könnten als Einweiser von neuen übersichtlichen Strukturen der geriatrischen Versorgung profitieren. Ganz bewusst wolle man aber nicht konzeptionell in den „KV-Bereich“ eingreifen, betonten die Vertreter des Bundesverbandes.
Geriatrieangebot in jedem Landkreis
„Geriatrie gehört zur Grundversorgung“, stellte der Vorstandsvorsitzende des Verbandes Dr. Michael Musolf bei der Vorstellung des Konzeptes in Berlin fest. Anstatt wie bisher regional sollte geriatrische Versorgung künftig in jedem Landkreis und kreisfreien Städten angeboten werden. Jede Klinik für Geriatrie solle binnen 25 Minuten Fahrzeit mit dem Auto erreichbar sein. Für je 10.000 Einwohner im Alter über 70 Jahre sollten 38 Klinikbetten vorgehalten werden.
Einrichtungen der geriatrischen Rehabilitation sollen binnen 45 Minuten erreicht werden können, zwölf Rehabetten sollen je 10.000 Einwohnern über 70 bereitstehen, sagte Verbandsgeschäftsführer Rechtsanwalt Dirk van den Heuvel.
Mehr Versorgungsqualität durch Zentrenbildung
Der Verband unterbreitet zudem Vorschläge auch zur qualitativen Aufwertung der Versorgung. So sollen Krankenhäuser die Möglichkeit erhalten, Spezialisierte Geriatrische Versorgungseinheiten (SGV) zu schaffen. Sie sollen eine „vertiefte fachgebietsübergreifende Behandlung“ ermöglichen und Fehlversorgung entgegenwirken.
Die bislang organisatorisch getrennten geriatrischen Tageskliniken, ambulante Rehabilitationseinrichtungen, die mobile geriatrische Versorgung und gegebenenfalls auch Geriatrische Institutsambulanzen sollen nach den Vorstellungen des Verbandes in Ambulanten Geriatrischen Zentren (AGZ) aufgehen. „Die heute getrennten Leistungen werden so zu einer neuen komplexen und integrativen Leistungsart zusammengeführt“, sagte Dirk van der Heuvel am Mittwoch. (af)