Krankenhaustag
Verschiedene Ansätze für Notfallversorgung
Integrierte Notfallzentren sind für die SPD-Gesundheitspolitikerin Sabine Dittmar eine gute Lösung für die Notfallversorgung.
Veröffentlicht:Düsseldorf. Für die Neustrukturierung der ambulanten Notfallversorgung ist bereits eine Menge guter Vorarbeit geleistet worden. Jetzt kommt es darauf an, darauf aufbauend eine gesetzliche Grundlage zu schaffen, sagte Sabine Dittmar, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Bundestag, beim 42. Deutschen Krankenhaustag auf der Medica in Düsseldorf. „Ich hoffe, dass wir dafür im Januar eine Diskussionsgrundlage haben.“
Der Handlungsbedarf sei groß. Die Dreigliedrigkeit der Notfallversorgung durch niedergelassene Ärzte, Krankenhäuser und Rettungsdienst führe dazu, dass Patienten häufig nicht unmittelbar in der richtigen Versorgungsebene landen.
Zur Lösung der Probleme lieferten sowohl das Gutachten des Sachverständigenrates als auch der erste Entwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium eine „hervorragende Grundlage“, betonte Dittmar, die als Ärztin selbst 15 Jahre Erfahrung ärztlichen Bereitschaftsdienst hat.
Die künftige Organisation der ambulanten Notfallversorgung durch „Integrierte Notfallzentren“ (INZ) ist für sie ein gangbarer Weg. Kooperationsvereinbarungen für die intersektorale Zusammenarbeit, wie sie etwa die Kassenärztliche Bundesvereinigung und der Marburger Bund vorgeschlagen haben, steht die SPD-Politikerin skeptisch gegenüber. „Mit Kooperationsvereinbarungen haben wir in der Vergangenheit keine guten Erfahrungen gemacht.“
Guten Erfahrungen mit Portalpraxen in NRW
Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Dr. Frank Bergmann, hält dagegen eine gesetzliche Festschreibung der INZ nicht für notwendig. „Ich bin der Auffassung, dass wir auch auf dem Boden der bisherigen Gesetzgebung in Zusammenarbeit mit dem stationären Sektor und dem Rettungsdienst sehr viel an gemeinsamer Versorgung bewerkstelligen können“, betonte er.
So mache man in Nordrhein-Westfalen mit Portalpraxen gute Erfahrungen. Sie sollen in dem Bundesland bis 2022 flächendeckend eingeführt werden. „Nach anfänglicher Skepsis finden auch die Feuerwehren und die Notärzte zunehmend Gefallen daran“, berichtete Bergmann.
Auch der Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Georg Baum, sieht in den INZ kein Allheilmittel, sondern eher eine „letzte Interventionsmöglichkeit“. „Wo Kooperationsmodelle funktionieren, gibt es keinen Grund, sie in INZ zu überführen“, sagte Baum.
Eine Umsetzung der vom Sachverständigenrat vorgeschlagenen Reform der Notfallversorgung hätte für ihn ein grundsätzliches Problem: Die notwendige Organisation der Finanzierung würde wohl zehn Jahre dauern.
Die Krankenhäuser bräuchten aber kurzfristig eine deutlich bessere Vergütung der ambulant erbrachten Notfallleistungen. „Wir haben die Sorge, dass die auf die lange Bank geschoben würde.“