Versorgungsprojekte sollen Ärztemangel auf dem Land lindern

Als Flächenland hat Brandenburg besonders mit dem Mangel an Landärzten zu kämpfen. Die Lücke soll mit mehr Vernetzung und regionalspezifischen Vorsorgungsstrukturen geschlossen werden, so Kammer und KV.

Von Eugenie Wulfert Veröffentlicht:
"Wir finden kaum Nachfolger": Brandenburgs KV-Chef Dr. Hans-Joachim Helming.

"Wir finden kaum Nachfolger": Brandenburgs KV-Chef Dr. Hans-Joachim Helming.

© ami

POTSDAM. Der drohende Versorgungsengpass auf dem Land zeichnet sich besonders in Brandenburg ab. Es werde zunehmend schwieriger, "für ausscheidende Vertragsärzte einen Nachfolger zu finden", sagte der Vorsitzende der KV Brandenburg (KVBB), Dr. Hans-Joachim Helming, auf dem gemeinsamen Symposium von KV und Landesärztekammer in Potsdam.

Vor den Auswirkungen des demografischen Wandels wie zum Beispiel dem höheren medizinischen Versorgungsbedarf habe man bereits vor zehn Jahren gewarnt, beklagte Helming. Die Politik aber habe sich zu lange gesträubt, diese Entwicklung wahrzunehmen.

Der Präsident der märkischen Kammer, Dr. Udo Wolter, forderte schnelle gemeinsame Lösungen, denn die "alten Strukturen taugen offensichtlich nicht mehr, um die notwendige Versorgung zu gewährleisten."

Deshalb sei das sektorenübergreifende Pilotprojekt in Bad Belzig, das die KVBB gemeinsam mit der AOK und der Barmer GEK initiiert hat, ein "völlig neuer Schritt in der Versorgungslandschaft". Dort wurde das erste Fachübergreifende Ärztliche Kooperationszentrum (FÄKZ) in Brandenburg gegründet.

In den Räumen der dortigen Klinik werden angemeldete Diabetiker von niedergelassenen und angestellten Ärzten behandelt, gemeinsam mit einem Nephrologen aus Potsdam sowie einem Kardiologen und einem Ophthalmologen aus der Region. "Hier werden Kapazität und Kompetenz gebündelt zum Wohle der Patienten eingesetzt", sagte KVBB-Chef Helming.

"Alte Versorgungsstrukturen taugen nichts mehr": Kammer-Präsident Dr. Udo Wolter.

"Alte Versorgungsstrukturen taugen nichts mehr": Kammer-Präsident Dr. Udo Wolter.

© sbra

Ob dieses Konzept zukunftsfähig ist, bleibt abzuwarten. Abgesehen davon, dass die Klinikärzte nur mit einer zusätzlichen Ermächtigung ambulant behandeln dürfen und die Finanzierung nicht geklärt ist, klagen auch die Kliniken zunehmend über den Personalmangel.

LÄK-Chef Wolter wiegelt dennoch ab: "Noch sind Kapazitäten vorhanden, sodass Klinikärzte einen Teil der ambulanten Versorgung übernehmen könnten". Auch verhindere eine qualifizierte ambulante Versorgung Krankenhauseinweisungen, was finanzielle und zeitliche Vorteile bringe.

Angesichts der demografischen Entwicklung, insbesondere in den Randgebieten, rückt die Palliativversorgung zunehmend in den Vordergrund. "Etwa zehn Prozent der Betroffenen, insbesondere Patienten mit onkologischen Erkrankungen, brauchen eine spezialisierte Palliativversorgung", sagte der Ärztliche Direktor des Städtischen Klinikums Brandenburg, Wilfried Pommerien. Denn immer mehr unheilbar kranke Patienten wollen die letzte Phase ihres Lebens in häuslicher Umgebung verbringen.

Von den ursprünglich zwölf geplanten sektorenübergreifenden Palliativstützpunkten im Rahmen der SAPV-Verträge seien aber bisher nur sechs realisiert worden, sagte Pommerien. Dort, so erklärte er, funktioniere die Zusammenarbeit in einem Kernteam aus Ärzten, Pflegekräften, Hospizen und Apotheken. Pommerien warb für eine weitere Stärkung und einen Ausbau der SAPV.

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