Gesundheitswesen

Von Männern für Männer gemacht?

Die Gesundheitsversorgung muss geschlechtssensibler werden - eine zentrale Forderung auf dem diesjährigen Ärztinnen-Kongress.

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DÜSSELDORF. Die Gesundheitsversorgung muss geschlechtssensibler und die Forschung geschlechtsspezifischer werden, fordert die nordrhein-westfälische Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne).

"Dann wird das Gesundheitswesen günstiger, effizienter und effektiver", sagte Steffens beim 34. Kongress des Deutschen Ärztinnenbundes. Die Veranstaltung, die von Donnerstag bis Sonntag in Düsseldorf stattfand, stand in diesem Jahr unter dem Motto "Wir mischen uns ein".

Der geschlechtersensible Blick auf die Gesundheitsversorgung nützt nach der Einschätzung der Gesundheitsministerin nicht nur den Frauen, sondern auch den Männern.

Das Gesundheitssystem versuche nach wie vor, alle gleich zu machen. Für die Ministerin ist das ein Ausdruck dafür, dass Wirtschaftlichkeit, Effizienz und Finanzströme im Vordergrund stehen, nicht aber die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten.

Um das zu ändern, sei es notwendig, den Frauenanteil in allen Verantwortungsbereichen des Gesundheitswesens zu erhöhen, nicht zuletzt in den Organen der Ärzteschaft. "Die Selbstverwaltung ist nach wie vor deutlich männlich dominiert."

Dieses von Männern für Männer gemachte System sei schwer aufzubrechen. "Wir haben noch einen langen Weg vor uns, um die Strukturen zu verändern", sagte Steffens.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf eine große Herausforderung

Von dem "furchtbaren Stichwort" einer Feminisierung der Medizin und der Forderung nach einer Männerquote für das Medizinstudium hält sie nichts. Das stelle die Ist-Situation im Gesundheitswesen auf den Kopf.

"Wir haben seit Jahren eine Maskulinisierung des Gesundheitswesens. Die müssen wir jetzt aufbrechen, um eine geschlechtergerechte Gesundheitsversorgung herzustellen."

In der Medizin steige die Zahl der Frauen in Leitungsfunktionen nur zögerlich, bestätigte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein, Rudolf Henke. Das müsse sich ändern.

"Ich glaube, dass die weibliche Perspektive dem traditionellen Männerberuf Arzt gut tut." Wenn die Medizin weiblicher werde, sei das auch eine Chance für die ärztliche Selbstverwaltung, sagte Henke.

Die Forderung nach der Vereinbarkeit von Familie und Beruf sieht er als große organisatorische Herausforderung.

Sie biete aber auch große Chancen, und zwar nicht nur mit Blick auf die Ärztinnen, betonte Henke. "Wir müssen die Rahmenbedingungen anpassen. Wir können auf die Mütter und die Väter nicht verzichten." (iss)

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