Arzt und Apotheker
Wie gelingt bessere Kommunikation?
Arzneimittelinteraktionen: ein Standardproblem im Versorgungsalltag. Ein Forschungsprojekt der Universität Bremen untersucht, ob ein schlichter Informationsbogen die Kommunikation zwischen Apothekern und Arzt verbessern kann.
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Apothekerin, Patientin, Rezept: Oft sind Rückfragen beim Arzt erforderlich.
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BREMEN. Kontakt ist alles. Ein Bremer Forschungs-Projekt zur verbesserten Kommunikation zwischen Apothekern und Ärzten könnte die Arzneimitteltherapie sicherer machen. Und zwar durch einem schlichten Informationsbogen, der die Kommunikation zwischen Apothekern und Ärzten im Falle zum Beispiel von Kontraindikationen standardisiert.
Die Studienergebnisse zeigen: In fast 70 Prozent der Fälle haben die Ärzte auf das Fax der Apotheker geantwortet. "Aber wie die Ärzte die Faxe tatsächlich beurteilen, wissen wir nicht", sagt Studienleiter PD Dr. Guido Schmiemann vom Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP) der Universität Bremen.
Angenommen, ein Patient kommt mit einer Verordnung über Roxithromycin in seine Stammapotheke. Das Antibiotikum hat ihm sein HNO-Arzt gegen eine Sinusitis verschrieben. Aber der Apotheker bemerkt, dass der Patient von seinem Hausarzt Simvastatin als Dauerverordnung erhält. Die ABDA-Interaktionssoftware warnt vor der gleichzeitigen Einnahme (kontraindiziert ABDA Stufe 1).
Faxvorlage statt Telefonat
Natürlich wird der Patient über das Problem aufgeklärt. Aber zu einer Lösung braucht es die Information der Ärzte: Sollte der HNO Arzt ein anderes Antibiotikum wählen? Oder der Hausarzt für ein paar Tage Simvastatin aussetzen?
Tatsächlich werden Arzneimittelinteraktionen häufig vom Apotheker entdeckt. Statt mit dem behandelnden Arzt zu telefonieren, was sich wegen des Praxisbetriebes oft als schwierig erweist, griffen die Apotheker im Rahmen des Projektes zu einer Faxvorlage um das Verordnungsproblem vorzustellen.
Darauf ist die Schwere der Interaktionen anhand der ABDA Klassifikation (von 1: "schwerwiegende Folgen wahrscheinlich – kontraindiziert" bis 8: "keine weiteren Maßnahmen erforderlich") bestimmt, außerdem die interagierenden Arzneimittel, Empfehlungen der Apotheker und die Rückantwortmöglichkeit für Ärzte.
Die Apotheker wurden gebeten, ein anonymisiertes Duplikat jeder Faxvorlage für die Auswertung zur Verfügung zu stellen. Die Ergebnisse: Insgesamt wurden 123 Faxe von 23 teilnehmenden Apotheken (1-25 Faxe/Apotheke) ausgewertet. Bei 108 von 123 wurde eine Interaktion unterschiedlichen Schweregrades gemeldet. In 75 Fällen hat der Arzt auf das Apotheker-Fax geantwortet, also in 69,4 Prozent der Benachrichtigungen.
Am häufigsten wurden mit 39 Fällen Interaktionen mit möglichen schwerwiegenden und in 28 Fällen mit wahrscheinlich schwerwiegenden Folgen gemeldet. In acht Fällen wurden Doppelmedikationen entdeckt. In Anlehnung an die Empfehlung der Apotheke wurde von den Ärzten in 23 Fällen entweder ein alternatives Medikament verschrieben, die Medikation vorläufig beziehungsweise dauerhaft abgesetzt oder eine engmaschige Überwachung angeordnet. In 15 Fällen wählten die Ärzte andere Therapieoptionen.
Optimistisches Fazit
In 34 Fällen wurde das Problem als bekannt eingestuft und die Medikation beibehalten. Das optimistische Fazit der Autoren: Der Bogen könne "mit wenig Aufwand zu einer Verbesserung der Arzneimitteltherapie beitragen."
Jetzt sollen entsprechende Faxvorlagen über die Apothekerkammer Bremen an die Apotheken an der Weser verteilt werden.