Bundestag

Wird das Sterbehilfegesetz ein Opfer von Parteitaktik?

Die Neuregelung der Sterbehilfe bleibt zwischen den Fraktionen umstritten. Union und Grüne versuchen, das Thema in die nächste Wahlperiode zu schieben.

Veröffentlicht:
Der Bundestag lotet in einer Orientierungsdebatte eine Neuregelung der Suizidassistenz aus. Ob es bis zum Ende der Legislatur zu einer Entscheidung kommt, gilt als ungewiss.

Der Bundestag lotet in einer Orientierungsdebatte eine Neuregelung der Suizidassistenz aus. Ob es bis zum Ende der Legislatur zu einer Entscheidung kommt, gilt als ungewiss.

© [M] nmann77 / stock.adobe.com

Berlin. Eine Neuregelung der Sterbehilfe noch in dieser Legislaturperiode ist unter den Fraktionen des Bundestages offenbar umstritten. Abgeordnete der FDP-Fraktion werfen Union und Grünen vor, das Vorhaben mittels der Verfahrensordnung des Bundestages auszubremsen und so eine Sachentscheidung zu verhindern.

Gleichwohl will die Gruppe um die FDP-Abgeordnete Katrin Helling-Plahr alles verfahrenstechnisch Mögliche daransetzen, um bis zu den Wahlen eine gesetzliche Neuregelung zu erreichen. Das hat Helling-Plahr am Mittwoch der „Ärzte Zeitung“ mitgeteilt.

Zur Not müsse der Bundestag in der Sommerpause zu einer Sondersitzung zusammenkommen. Das Thema steht auf der Tagesordnung auch des Deutschen Ärztetages am 4. und 5. Mai.

Taktieren im Parlament

Überhaupt eine Orientierungsdebatte anzusetzen, war wohl keine leichte Entscheidung. Die Parlamentarischen Geschäftsführer der übrigen Parteien mussten sich an dieser Stelle gegen die Union durchsetzen, die das Thema am liebsten komplett in der nächsten Legislaturperiode gesehen hätte. Angeschoben hatte die Orientierungsdebatte vor allem die Arbeitsgruppe um Helling-Plahr.

Einen weiteren Schritt wollten vor allem Union und Grüne dann nicht mehr mitgehen. Der von Helling-Plahr federführend initiierte Entwurf von Abgeordneten der FDP, SPD und der Linken sollte bereits am Donnerstag auf der Tagesordnung des Parlaments auftauchen.

Ohne Debatte sollte er direkt an den Gesundheitsausschuss überwiesen werden, um eine Expertenanhörung dazu ansetzen zu können. Eine Drucksachennummer war bereits vergeben. In der konsolidierten Tagesordnung des Parlaments für Donnerstag taucht der Entwurf aber nicht mehr auf.

Damit kann der Entwurf frühestens wieder in drei Wochen, also ab dem 19 Mai, in den Bundestag eingebracht werden. Am 25. Juni endet offiziell die Sitzungsperiode.

Regelung immer noch machbar

„Tatsächlich liegt sowohl Union als auch Grünen scheinbar wenig an einer zügigen Neuregelung zu Gunsten der Betroffenen“, sagte Helling-Plahr der „Ärzte Zeitung“.

Der Bundestag müsse jetzt das parlamentarische Verfahren beginnen, um noch in dieser Wahlperiode Rechtssicherheit schaffen zu können. Sie frage sich, wie lange ihre Kollegen und Kolleginnen noch warten wollten. Die Betroffenen hätten keine Zeit. „Eine Neuregelung in dieser Legislaturperiode ist definitiv noch machbar“, so Helling-Plahr.

Das Bundesverfassungsgericht hatte im Februar 2020 das Verbot der geschäftsmäßigen Förderung der Selbsttötung als verfassungswidrig erklärt. Der Gesetzgeber könne aber gleichwohl die Suizidhilfe regeln. Er müsse aber sicherstellen, dass dem Recht des Einzelnen, sein Leben selbstbestimmt zu beenden, Raum zur Entfaltung und Umsetzung gegeben werde. (af)

Jetzt abonnieren
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Große Mehrheit in der Nationalversammlung

Sterbehilfegesetz in Frankreich nimmt erste Hürde

Das könnte Sie auch interessieren
Glasglobus und Stethoskop, eingebettet in grünes Laub, als Symbol für Umweltgesundheit und ökologisch-medizinisches Bewusstsein

© AspctStyle / Generiert mit KI / stock.adobe.com

Klimawandel und Gesundheitswesen

Klimaschutz und Gesundheit: Herausforderungen und Lösungen

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein MRT verbraucht viel Energie, auch die Datenspeicherung ist energieintensiv.

© Marijan Murat / dpa / picture alliance

Klimawandel und Gesundheitswesen

Forderungen nach Verhaltensänderungen und Verhältnisprävention

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

© Frankfurter Forum für gesellschafts- und gesundheitspolitische Grundsatzfragen e. V.

Das Frankfurter Forum stellt sich vor

Ein Dialogforum von Fachleuten aus Gesellschaft, Gesundheitspolitik und Wissenschaft

Kooperation | In Kooperation mit: Frankfurter Forum
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Leitartikel

Datenschutz ist zugleich auch Praxisschutz

Netzwerk-Metaanalyse von 139 Studien

Gonarthrose: Viele Optionen, doch nur wenige funktionieren

Chronisches Kreuzweh

Studie: Rauchen lässt den Rücken schmerzen

Lesetipps
Schwindel kann viele unterschiedliche Ursachen haben. Mit den richtigen Fragen kommt man aber zur richtigen Diagnose.

© Andrey Popov / stock.adobe.com

BAM-Kongress 2025

Schwindel in der Hausarztpraxis: Fünf Fragen zur Ursachenfindung

Prophylaktische Maßnahmen sind der beste Weg, um Infektionen bei Krebspatientinnen und -patienten zu verhindern. Während und nach ihrer Chemotherapie sind sie dafür besonders anfällig. (Symbolbild)

© RFBSIP / stock.adobe.com

Vorbeugen ist besser als heilen

Wie die Infektionsprophylaxe bei Krebspatienten gelingt

Die Ärzte Zeitung hat jetzt auch einen WhatsApp-Kanal.

© prima91 / stock.adobe.com

News per Messenger

Neu: WhatsApp-Kanal der Ärzte Zeitung