Uni Mainz

Zum Frühstück besonders lauter Fluglärm

Die Fluglärmmessstation auf dem Gelände der Universitätsmedizin Mainz hat jetzt erste Ergebnisse geliefert - und sie zeigt: Die Lärmbelastung ist Tag und Nacht hoch.

Veröffentlicht:
Flugzeug am Himmel: Über den Wolken unendliche Freiheit. Aber beim Starten oder Landen einsteht oft Lärm, der auch die Gesundheit der Anwohner beeinträchtigen kann.

Flugzeug am Himmel: Über den Wolken unendliche Freiheit. Aber beim Starten oder Landen einsteht oft Lärm, der auch die Gesundheit der Anwohner beeinträchtigen kann.

© Oskar / fotolia.com

MAINZ. Die Fluglärmbelastung über der Universitätsmedizin Mainz und dem angrenzenden Gelände ist sowohl tagsüber als auch nachts hoch: Daten der dort aufgestellten Fluglärmmessstation zeigen Höchstwerte von 76 dB(A).

Nach den so genannten "WHO Night Noise Guidelines for Europe" sind bei Außen-Mittelungspegeln ab 40 dB(A) in der Nacht schädliche Gesundheitseffekte messbar, wie das Universitätsklinikum Mainz mitteilt.

Diese und andere Messwerte habe das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz gemeinsam mit dem stellvertretenden Medizinischen Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Professor Karl Lackner und Professor Thomas Münzel, Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik, präsentiert und erläutert.

Rund 4300 Fluglärmereignisse im Monat

Seit Februar 2013 zeichnet eine Fluglärmmessstation des Landesamts für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht auf dem Gelände der Universitätsmedizin Daten zur Fluglärmbelastung auf.

Die Messergebnisse für die Monate Februar, März und April 2013 weisen durchschnittlich rund 4300 Fluglärmereignisse im Monat auf.

Der maximale Spitzenwert wurde am 27. April 2013 zwischen 5 und 6 Uhr morgens gemessen: 76,5 dB(A). In der Regel lagen die Maximalpegel der Überflüge zwischen 60 und 65 dB(A).

Diese Werte wurden überwiegend in Zeiten der Tages- und Nachtrandzonen sowie in den Nachmittagsstunden zwischen 15 und 17 Uhr gemessen.

Besonders hohe Maximalpegel und damit sehr laute Fluglärmereignisse registrierte die Fluglärmmessstation häufig in den Morgenstunden zwischen 5 und 8 Uhr.

Unterschiede zwischen den gemessenen Werten ergaben sich auch durch die verschiedenen Windrichtungen und die entsprechenden Flugrouten.

Die Pegel der einzelnen Tage wiesen ein Differenzspektrum von 34 bis 53 dB(A) bei West- und 45 bis 54 dB(A) bei Ostbetriebsrichtung auf.

Die Mittelungspegel der einzelnen Nächte lagen bei Westbetriebsrichtung zwischen 19 und 46 dB(A) und bei Ostbetriebsrichtung zwischen 37 und 45 dB(A).

Alle zwei bis drei Minuten ein Überflug

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt in den Community Noise Guidelines für Krankenhäuser die Einhaltung eines Mittelungspegels tagsüber und in den Abendstunden von 30 dB(A) im Innenraum, das heißt außen 45 dB(A).

"Tatsächlich stellen wir fest, dass die WHO-Empfehlungen für zumutbare Lärmbelastungen an zahlreichen Tagen überschritten werden. Nach Weisenau und Laubenheim ist der Standort Universitätsmedizin hinsichtlich der Fluggeräuschpegel die am drittstärksten belastete Station der Messstationen des Landes", bemerkt Dr.-Ing. Stefan Hill, Präsident des Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht Rheinland-Pfalz, dazu.

Er weist daraufhin, dass die Anzahl der Flugbewegungen im März 2013 bei 5026 Ereignissen lagen. An Tagen mit Ostwetterlage bedeutete dies alle zwei bis drei Minuten einen Überflug.

Der Kardiologe Professor Thomas Münzel, Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik der Universitätsmedizin Mainz betont: "Wir müssen davon ausgehen, dass Patienten, die unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden oder bereits einen Herzinfarkt und Schlaganfall erlitten haben, durch diese sehr hohen Lärmpegel, die auf dem Gelände der Universitätsmedizin gemessen werden, zusätzlich gefährdet werden. Insbesondere die hohen Lärmpegel in den Randstunden von 22 bis 23 Uhr und 5 bis 6 Uhr bereiten mir Sorgen, da in diesen Zeiten typischerweise gehäuft Herzinfarkte und Schlaganfälle auftreten."

Lärm ist der Genesung abträglich

Der stellvertretende Medizinische Vorstand der Universitätsmedizin Mainz, Professor Karl Lackner, kommentiert die Daten so: "Die Universitätsmedizin ist in erster Linie dem Wohl ihrer Patienten verpflichtet. Gerade für schwerkranke Patienten aller Altersgruppen ist erwiesen, dass Lärmbelastungen der Genesung abträglich sind. Aus diesem Grund fordern wir mit Nachdruck eine deutliche Entlastung des Geländes der Universitätsmedizin mit allen Kliniken in Mainz und erwarten im Hinblick auf die beunruhigenden aktuellen Messergebnisse, dass alle Möglichkeiten zum aktiven Schallschutz genutzt werden - insbesondere zu den sensiblen Zeiten." (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

© DG FotoStock / shutterstock

Update

Neue Podcast-Folgen

Grippeschutz in der Praxis – Jetzt reinhören!

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Herz mit aufgemalter Spritze neben Arm

© Ratana21 / shutterstock

Studie im Fokus

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Prävention durch Influenzaimpfung?

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Junge Frau spricht mit einer Freundin im Bus

© skynesher | E+ | Geytty Images

Update

Impflücken bei Chronikern

Chronisch krank? Grippeimpfung kann Leben retten

Anzeige | Viatris-Gruppe Deutschland
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

© Springer Medizin Verlag

Kardiologie und Hausärzteschaft im Dialog

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Puren Pharma GmbH & Co. KG, München
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Übersichtsarbeit zu Grippeimpstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!