vfa fordert Fairness

Die frühe Nutzenbewertung bereitet dem vfa Sorgen. Sie darf auf keinen Fall Innovationen verhindern, fordert vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer.

Von Sunna Gieseke Veröffentlicht:
Bei Hepatitis-C erwartet der vfa eine Sprunginnovation und hofft, dass es auch möglich ist, diese Innovationen auf den Markt zu bringen.

Bei Hepatitis-C erwartet der vfa eine Sprunginnovation und hofft, dass es auch möglich ist, diese Innovationen auf den Markt zu bringen.

© Böhren / fotolia.com

BERLIN. Eigentlich hatte der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa) bei der Vorstellung des Arzneimittel-Atlas viele gute Nachrichten im Gepäck: Allein 2010 hätten die forschenden Pharmaunternehmen "24 neue Medikamente zu den Menschen gebracht", berichtete vfa-Hauptgeschäftsführerin Birgit Fischer am 8. September in Berlin.

"Bei HIV, Rheuma und in der Schlaganfall-Prävention haben wir schon gezeigt, was wir können." Bei Krebs kündigten sich "Umwälzungen" an und bei Hepatitis-C sei sogar eine Sprunginnovation zu erwarten.

 "Die Innovationen sollen die Patienten auch künftig erreichen",

Freude wollte dennoch nicht aufkommen: "Die Innovationen sollen die Patienten auch künftig erreichen", so Fischer. Erste Erfahrungen der Pharmaindustrie mit der frühen Nutzenbewertung gäben jedoch Anlass zur Sorge, ob eine Balance "zwischen Versorgungsqualität und Höhe des Preises" künftig gelinge.

Denn erst jüngst hatte es Aufregung um die frühe Nutzenbewertung gegeben: Novartis hat ein neues Arzneimittel vom Markt genommen; Boehringer Ingelheim und Lilly stellen ein neues Antidiabetikum erst gar nicht zur Verfügung. Der Grund in beiden Fällen: die Hersteller befürchten ein Nutzenbewertungsergebnis, das dem Innovationscharakter ihrer Präparate nicht gerecht werden könnte.

 Kosten-Nutzen-Bewertung ohne Fehler

Der vfa forderte nun "politische Begleitung und Moderation", damit sich die Kosten-Nutzen-Bewertung ohne Fehler entwickle. Innovationen dürften nicht blockiert werden.

Der vfa setzt in diesem Punkt weiterhin auf einen konstruktiven Dialog: "Wir sehen das klare Bemühen des GBA, Struktur in die frühe Nutzenbewertung zu bekommen." Für den GBA sei die frühe Nutzenbewertung "Neuland".

Allerdings gebe es "handfeste inhaltliche Probleme": Etwa die Frage, wie man eine zweckmäßige Vergleichstherapie definiere, so Fischer. Die Kriterien dürften nicht so ausgewählt werden, dass sie Innovationen blockierten. Sie warb für "Fairness im Umgang mit dem neuen Instrument".

Kosten sparen durch Innovationen

Innovationen könnten langfristig helfen, Kosten zu sparen - zum Beispiel, indem sie Pflege verhindern. Bei der Bewertung der Innovationen sollte der Nutzen für die Patienten im Vordergrund stehen, forderte die vfa-Hauptgeschäftsführerin.

CDU-Politiker Rolf Koschorrek war dem vfa zuvor zur Hilfe geeilt: Er hatte dem GBA unpassendes Verhalten gegenüber Arzneimittelherstellern bei der frühen Nutzenbewertung vorgeworfen . Das Gremium nehme statt der vorgesehenen Beratung vor Verfahrensbeginn "eine Belehrung auf maximal unfreundlichem Niveau" vor.

"Wir wollen einen Dialog", so Koschorrek. Die Politik wolle gegen das Verhalten des GBA vorgehen. "Da müssen die Gremien nochmals einer politischen Anleitung unterzogen werden."

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