Ärzte-Scout soll den Weg in die eigene Praxis bahnen

Ein "Pfadfinder" in die ambulante Versorgung arbeitet am Uniklinikum Jena. Die Wissenschaftlerin begleitet den ärztlichen Nachwuchs und berät auch über Förderprogramme und -möglichkeiten.

Von Katrin Zeiß Veröffentlicht:

ERFURT. In Thüringen soll ein "Ärztescout" jungen Medizinern die Pfade in die eigene Praxis bahnen - und zwar schon während des Studiums. Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) ist eine Gesundheitswissenschaftlerin angestellt, deren Aufgabe es ausschließlich ist, angehende Ärzte für die Tätigkeit in der ambulanten Versorgung in Thüringen zu gewinnen und sie über die verschiedenen Förderprogramme auf dem Weg in die Niederlassung zu beraten.

Das Gemeinschaftsprojekt von UKJ, Kassenärztlicher Vereinigung, Landesärztekammer, Thüringer Sozialministerium und den Landesverbänden der gesetzlichen Krankenkassen ist nach Angaben der Beteiligten bundesweit bislang einmalig.

Nicht jedes Fördermodell passt

Stipendien, Zuschüsse im praktischen Jahr oder für Famulaturen, Mentorenprogramme, Hilfen beim Berufseinstieg - eigentlich mangelt es in Thüringen nicht an Unterstützungsmöglichkeiten für junge Ärzte, im Gegenteil. Aber nicht bei allen Nachwuchsmedizinern sind sie bekannt und nicht jedes Fördermodell passt für jeden.

Umso wichtiger seien ein zentraler Ansprechpartner und persönliche Begleitung für Studenten und Ärzte in Weiterbildung, sagte Annette Rommel, Vorsitzende der KV Thüringen (KVT), bei der Vorstellung des Projekts. Zudem soll die als "Ärztescout" tätige Gesundheitswissenschaftlerin Christin Walther persönliche Kontakte zwischen niedergelassenen Ärzten und Studenten vermitteln und dabei auch Vorbehalte gegenüber der Tätigkeit in der eigenen Praxis abbauen helfen. Denn die gibt es, hat Rommel festgestellt. "Eigenverantwortlich eine Praxis zu führen, davor haben viele Medizinstudenten gewisse Ängste." So gehen etwa derzeit nur zehn bis 15 Prozent der Jenaer Medizin-Absolventen in die Allgemeinmedizin, um Hausarzt zu werden.

Interesse bei Studierenden ist hoch

Dabei interessieren sich immerhin bis zu 40 Prozent der Jenaer Medizin-Studenten im sechsten Semester für eine spätere Tätigkeit im ambulanten Bereich, so der Studiendekan der Medizinischen Fakultät, Orlando Guntinas-Lichius. "Sie sollen natürlich dort auch möglichst ankommen."

Dazu sei es nötig, sie früher als bisher schon während des Studiums an eine spätere Arbeit im niedergelassenen Bereich heranzuführen. Das soll in Jena, der einzigen Ausbildungsstätte für Mediziner in Thüringen, aber nicht nur über das Scout-Projekt geschehen.

Derzeit wird an der Fakultät das sogenannte neigungsorientierte Medizinstudium aufgebaut, das für eine praxisnähere Ausbildung sorgen soll. Es orientiert schon im klinischen Abschnitt stärker auf die von den Studenten gewünschten späteren Arbeitsschwerpunkte - etwa auf die ambulante Versorgung. In Jena nehmen jährlich rund 270 junge Leute ein Medizinstudium auf.

Das Ärztescout-Projekt ist zunächst auf viereinhalb Jahre ausgelegt, danach soll seine Wirksamkeit überprüft werden. Die Kosten liegen laut den Beteiligten bei knapp 400.000 Euro. KVT und gesetzliche Kassen tragen die Kosten zu gleichen Teilen über den Strukturfonds, der in diesem Jahr in Thüringen von der KVT erstmals aufgelegt wurde.

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