Nach Zwist

Ärztenetz versucht den Neustart

Einst ein Vorzeigeprojekt, muss das Ärztenetz Südbrandenburg wieder ganz von vorne anfangen. Zwist zwischen den Ärzten führte dazu, dass das Netz regelrecht implodierte. "Zurück auf Los" hieß es für die Ärztegesellschaft. Die meisten ihrer Projekte werden jetzt von einem neuen Verbund weitergeführt.

Julia FrischVon Julia Frisch Veröffentlicht:
Zurück auf Los: In Brandenburg versuchen die ehemaligen Ärzte des ANSB, die Rädchen der Kooperation neu auszurichten. Und gehen dabei teils getrennte Wege.

Zurück auf Los: In Brandenburg versuchen die ehemaligen Ärzte des ANSB, die Rädchen der Kooperation neu auszurichten. Und gehen dabei teils getrennte Wege.

© Sergey Nivens / fotolia.com

ELSTERWERDA / FINSTERWALDE. Wer vor ein paar Tagen im Internet nach dem Ärztenetz Südbrandenburg (ANSB) suchte, bekam zwar einige Treffer angezeigt.

Beim Klick auf www.ansb-consult.de landete der Internetnutzer aber nicht, wie erwartet, beim Ärztenetz Südbrandenburg, sondern beim Quasi-Konkurrenten "Medis".

Während dieses neue Netz im Raum Elsterwerda, aufbauend auf alten Strukturen, schon mit ersten Erfolgsmeldungen aufwartet, muss sich das alte, etablierte Netz ANSB erst wieder neu sortieren. Geblieben ist ihm immerhin das MVZ ANSB Med. Zentrum in Finsterwalde.

2004 auf Initiative von niedergelassenen Kardiologen gegründet, entwickelte sich das Ärztenetz Südbrandenburg im Laufe der Jahre zu einem bundesweit beachteten Vorzeigeprojekt.

2013 erhielt es unter anderem den Preis für Gesundheitsnetzwerker. 2014 besuchte sogar Professor Ferdinand Gerlach vom Sachverständigenrat fürs Gesundheitswesen das Netz, um Eindrücke von der Versorgungsrealität zu bekommen.

Der große Knall zum Jubiläum

Ausgerechnet zwei Tage vor den Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen des Ärztenetzes Südbrandenburg kam es zum großen Knall.

Im November 2014 traten bei einer Gesellschafterversammlung 25 von knapp 40 Ärzten aus dem Netz aus. Grund dafür war ein Streit über die Ausrichtung des Netzes, der zwischen den Gesellschaftern und besonders im Vorstand bereits seit geraumer Zeit schwelte.

Im Laufe eines Jahrzehnts hatte ANSB eine umfassende Versorgungstruktur im Landkreis Elbe-Elster und im Altkreis Senftenberg aufgebaut, die nicht nur ein MVZ umfasste, sondern auch eine Tagespflege für Demenzkranke, einen Pflegedienst, eine Demenzwohngemeinschaft und eine Palliativversorgung sowie auch die Beratung und Betreuung durch Gemeindeschwestern und Case-Managerinnen.

All dies, was einige Ärzte als willkommene Entlastung betrachteten, ging anderen Kollegen zu weit. Hinter vorgehaltener Hand wird kolportiert, dass angeblich die Aktivitäten des Netzes im Bereich der Pflege zunehmend auch mit den beruflichen Tätigkeiten des einen oder anderen Gesellschafter-Ehepartners kollidierten.

Jetzt sind zwei Netze am Start

Nach dem Austritt gründeten die 25 Gesellschafter im Süden des alten ANSB-Gebietes um Elsterwerda und Bad Liebenwerda herum das neue Netz "Medis".

Dort arbeitet nun auch das alte ANSB-Personal, das nach dem Eklat beim Ärztenetz Südbrandenburg kündigte und mit dazu beitrug, dass Medis die meisten Projekte von ANSB weiterführen konnte.

Unter den Geschäftsführern von "Medis" ist ebenfalls ein alter Bekannter, der ehemalige ANSB-Geschäftsführer Dr. Carsten Jäger.

Beim Ärztenetz Südbrandenburg mit 14 Gesellschaftern, das im Bereich Finsterwalde aktiv ist, konzentriert sich alles auf den Neustart. Das Ma-nagement hat seit Mai die KV-Consult- und Managementgesellschaft KV-Comm übernommen.

Für die ANSB-Töchter, die Managementgesellschaft ANSB-Consult sowie die Servicegesellschaft SBSG, wurde inzwischen das Insolvenzverfahren eröffnet, sie werden abgewickelt.

Ziel von ANSB soll es nun sein, in Südbrandenburg mit den dort vorhandenen Gesundheitsakteuren zu kooperieren "und nicht mehr alles selbst zu machen", sagt Andrea Trunev von der KV-Comm.

Die Kooperation mit dem Elbe-Elster-Klinikum soll verstärkt, eine ambulant-stationäre Verzahnung geschaffen werden. "Wir wollen eine kollegiale Gesundheitsversorgung gestalten", so Trunev. "In Südbrandenburg gibt es genug Platz für mehrere Ärztenetze."

Bald soll auch die Website von ANSB wieder auffindbar sein.

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