Anlagen-Kolumne

Anleihen: Ohne neue Aufputschmittel sieht es düster aus

Der Medizinschrank der US-Notenbank ist leer. Das hat nicht nur Auswirkungen auf das Geschäft mit Staatsanleihen. Auch bei Aktienwerten droht erhöhtes Risiko.

Von Jens Ehrhardt Veröffentlicht:

Mit einem leeren Medizinschrank lässt sich die Situation in den USA derzeit am besten vergleichen, denn inzwischen sind die klassischen Mittel zur Depressionsbekämpfung aufgebraucht.

Die Nullzinspolitik ist seit über zwei Jahren im Einsatz, die Konjunkturprogramme laufen aus, weitere sind nicht mehr finanzierbar und das Gelddruck-Experiment in Form von direktem Ankauf von Staatsanleihen läuft im Juni - vorerst - aus.

Die US-Notenbank hätte viel Glaubwürdigkeit verloren, würde sie an QE1 und QE2 direkt weitere QE-Programme (QE = Monetäre Lockerung) anschließen. Daher gab sie im April bekannt, diese Maßnahmen einzustellen.

Auf Sicht der nächsten Quartale, wenn die Entzugserscheinungen einsetzen, wird ihr allerdings nicht viel übrig bleiben als erneut zu den QE-"Aufputschmitteln" zu greifen. Große Anleiheninvestoren wie PIMCO haben sich in Vorbereitung auf das zweite Halbjahr, wenn keine Anleihen mehr durch die US-Notenbank aufgekauft werden, vollkommen aus diesem Markt zurückgezogen.

Wenn Investoren wie PIMCO mit über 1000 Milliarden US-Dollar Verwaltungsvolumen dies tun, dann hat das durchaus Gewicht, da es in der Geschichte vom PIMCO sicherlich einmalig ist.

Diese starke Überzeugung spiegelt sich allerdings auch in der jüngsten Frühjahrsumfrage des führenden US-Anlegermagazins Barron's. Hier zeigten sich nur zwei Prozent der 152 befragten Investmentexperten positiv für US-Staatsanleihen. Elf Prozent hatten eine neutrale Einstellung, die überwältigende Mehrheit war jedoch negativ gestimmt.

Dass alle Investoren so konsequent waren und ihren kompletten US-Anleihebestand verkauft haben, ist unwahrscheinlich. Dennoch sollte eine solch einseitige Stimmungslage nicht unbeachtet bleiben. Denn aus heutiger Sicht dürfte das weitere Festhalten an den Anleihen bestenfalls helfen, dass die Kurse von US-Staatsanleihen im zweiten Halbjahr nicht stärker fallen.

Der Grund: Die reale Verzinsung (nach Abzug der Inflation) ist negativ und der in den vergangenen Monaten mit 2/3 des Neuvolumens größte Käufer, die US-Notenbank fällt weg. Auch große Käufer wie China haben weitere Käufe ausgeschlossen.

Vor diesem Hintergrund ist auch der Ausblick für die Aktienmärkte gedämpft. Es war zwar bisher richtig, Rückschläge als Kaufgelegenheiten zu nutzen und Sachwerte wie Aktien gegenüber Nominalwerten wie Anleihen zu bevorzugen.

Mit Blick auf den seit längerem sehr hohen Aktienoptimismus und die schwer kalkulierbaren eventuell bevorstehenden Turbulenzen am Anleihemarkt erscheint es vorübergehend aber ratsam, den Risiken mehr Beachtung zu schenken. Geduld dürfte sich auszahlen. Sehr wahrscheinlich gibt es noch einmal bessere Einstiegszeitpunkte.

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