Bei primären Kopfschmerzen ist apparative Diagnostik überflüssig

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Primäre Kopfschmerzen wie Spannungskopfschmerz, Migräne, Cluster- oder medikamenteninduzierter Kopfschmerz oder Trigeminusneuralgie lassen sich meist schon anhand der Anamnese eindeutig zuordnen. Apparative Zusatzuntersuchungen führen hier nicht weiter.

Vorsicht ist allerdings geboten bei Kopfschmerzen, die erstmals mit hoher Intensität auftreten, die mit Fieber einhergehen, deren Intensität zunimmt, die sich nicht mit Analgetika lindern lassen oder die bei über 55-Jährigen auftreten. Alle diese Kopfschmerzen sind bis zum Beweis des Gegenteils als sekundäre Kopfschmerzen einzustufen, betonen Professor Hans-Christoph Diener, Dr. Astrid Gendolla und Dr. Zaza Katsarava vom Universitätsklinikum Essen.

In Deutschland gibt es mehr als 15 Millionen Migräne-Kranke. 12 bis 15 Prozent der Frauen und etwa acht Prozent der Männer sind betroffen.

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© Foto: Migräne-Liga

Bei diesen Patienten ist außer einer neurologischen immer auch eine bildgebende Untersuchung, bevorzugt eine Kernspintomografie, indiziert. So können mit diesem Verfahren mit hoher Sensitivität entzündliche Prozesse und Sinusvenenthrombosen nachgewiesen werden. Mit der Computertomografie lassen sich mit ausreichender Sicherheit intrazerebrale und Subarachnoidalblutungen, Liquorzirkulationsstörungen und zerebrale Raumforderungen darstellen, so die Autoren in ihrer zertifizierten Fortbildung zur "Diagnose und Therapie von Kopf- und Gesichtsschmerzen".

Typisch für Migräne sind bekanntermaßen meist halbseitig lokalisierte pulsierende Kopfschmerzen mit vegetativen Begleitsymptomen wie Übelkeit, Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit. Zum Teil können die Schmerzen aber auch den ganzen Kopf einnehmen. Häufig gehen sie vom Nacken aus und können dann als zervikogene Kopfschmerzen verkannt werden.

Etwa 15 Prozent der Migräne-Kranken haben vor Einsetzen der Kopfschmerzen eine Aura, meist mit visuellen Symptomen. Im Unterschied zur transienten ischämischen Attacke entwickeln sich die neurologischen Symptome wie Seh-, Sprach-, Gefühlsstörungen oder Schwindel über 10 bis 20 Minuten und klingen dann langsam wieder ab.

Halbseitige, heftige Kopf- oder Gesichtsschmerzen treten auch bei trigeminoautonomen Kopfschmerzen auf, etwa bei Patienten mit Clusterkopfschmerz. Typisch sind Begleitsymptome wie tränende oder gerötete Augen, laufende oder verstopfte Nase. Im Unterschied zur Migräne sind die Betroffenen dann sehr unruhig und aggressiv. Bei Patienten mit Clusterkopfschmerz können innerhalb von 24 Stunden bis zu vier Schmerzattacken auftreten. Diese als äußerst quälend empfundenen Schmerzen können jeweils eine halbe Stunde bis zu drei Stunden andauern.

Einseitige, blitzartig einschießende starke Schmerzen sind typisch für eine Trigeminusneuralgie, die vor allem bei älteren Menschen auftritt. Häufige Auslöser sind Kauen, Sprechen, Berührung oder kalte Luft. Eine symptomatische Trigeminusneuralgie entwickelt sich häufig infolge einer multiplen Sklerose.

Dumpf-drückende holokranielle Schmerzen ohne vegetative Begleitsymptome finden sich beim Spannungskopfschmerz. Dieser ist per definitionem chronisch, wenn er an mehr als 15 Tagen pro Monat auftritt. Differenzialdiagnostisch muss ein chronischer Spannungskopfschmerz von einem medikamenteninduzierten Kopfschmerz abgegrenzt werden. (mar)

Zu dem Modul "Diagnose und Therapie von Kopf- und Gesichtsschmerzen"

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