Delegation / Substitution

Berufsverbände brechen Lanze für Community Health Nurse

Drei ärztliche, pharmazeutische und pflegerische Berufsverbände bekennen sich zu einer kooperativen Neuordnung der Primärversorgung – mit Gemeindeschwestern als Case-Managerinnen.

Veröffentlicht:
Das neue Gesicht einer regional vernetztn Primärversorgung? Vom Berufsbild der Community Health Nurse werden sozialarbeiterische, therapeutische und nicht zuletzt koordinativ organisatorische Fertigkeiten verlangt.

Das neue Gesicht einer regional vernetztn Primärversorgung? Vom Berufsbild der Community Health Nurse werden sozialarbeiterische, therapeutische und nicht zuletzt koordinativ organisatorische Fertigkeiten verlangt.

© Ridofranz / Getty Images / iStock

Berlin/Hamburg/Maintal. Neue, niedrigschwellige Angebote und Delegationskonzepte zur medizinischen Grundversorgung sind seit langem in der Diskussion. Stichworte lauten etwa Community Health Nurse, Gesundheitskioske oder Primärversorgungszentren. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat bereits angekündigt, dieses Jahr erste Umsetzungsschritte unternehmen zu wollen, unter anderem im Zuge der geplanten Versorgungsgesetze.

Als Gesprächspartner empfehlen sich nun Ärzte-, Pharmazeuten-, und Pflegeverbände des eher alternativen berufspolitischen Spektrums, die am Mittwoch ein gemeinsames Positionspapier veröffentlicht haben: „Gesundheitsversorgung sichern und weiterentwickeln: die Community Health Nurses als zentrale Akteure“. Absender sind der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK), der Verein demokratischer Ärzt*innen (vdää*) und der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP).

„Bereits alarmierende Lücken“

Vor allem in der wohnortnahen Grundversorgung, heißt es, ließen sich aktuell „bereits alarmierende Lücken“ erkennen, „die sich absehbar ausweiten“. Um gegenzusteuern, seien insbesondere kooperativ getragene Präventions- und Versorgungsansätze nötig. „Substanzielle Weiterentwicklungen des Gesundheitssystems“ versprechen sich die Verbände insbesondere von:

  • einer „multiprofessionellen Teamarbeit der Gesundheits- und Sozialberufe“,
  • Community Health Nurses „zur Stärkung der bevölkerungsbezogenen Gesundheit“,
  • sowie Primärversorgungszentren mit angestellten Ärzten, Pflegekräften und Gemeindeschwestern.

Zugleich betonen die Verbände ihre Bereitschaft, an althergebrachten beruflichen Rollenbildern nicht länger festhalten zu wollen. So heißt es etwa in Sachen regionaler Vernetzung: „Haushaltshilfen, in Pflege- und Therapieberufen Tätige, Ärzt:innen, Apotheker:innen, Sozialarbeiter:innen und andere mehr“ sollten sektorenübergreifend zusammenarbeiten. „Orientierung geben dabei nicht (mehr) herkömmliche, ärztlich geprägte Hierarchien, sondern die übergreifenden Gesundheitsziele.“

Auch mit Delegation oder Substitution heilkundlicher Aufgaben haben die Verbände offenkundig kein Problem. Community Health Nurses (CHN) oder Pflegeexperten (Advanced Practice Nurses, APN) könnten als Casemanager die medizinischen, pharmazeutischen, therapeutischen und pflegerischen Aspekte einer Behandlung einschließlich sozialer Hilfen koordinieren. „Eine solche Stellung“, heißt es weiter, setze voraus, „dass die Erlaubnis zur Heilkunde im Rahmen ihrer fachlichen Kompetenzen insbesondere auf CHN beziehungsweise APN ausgeweitet wird.“ (cw)

Online-Diskussion am 24. Mai

DBfK, vdää* und VdPP wollen ihre Forderungen am 24. Mai von 18 bis 20 Uhr in einer digitalen Veranstaltung (Meeting-ID: 869 2667 3158, Kenncode: 121339) diskutieren. Teilnehmer: Professorin Kerstin Hämel (Universität Bielefeld), Lukas Waidhas (CHN, Poliklinik Hamburg-Veddel), Michael Janßen (Hausarzt, Berlin), Michael Weller (BMG).

Lesen sie auch
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Novellierung

MFA-Ausbildung wird nach 20 Jahren überarbeitet

Statistisches Bundesamt

Gender Pay Gap bleibt konstant

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an