Biotech-Branche trotzt Geldnot

Die Investoren treten auf die Bremse - und trotzdem wächst die deutsche Biotech-Industrie. Das Forschungsministerium sieht in der Branche einen Innovationsmotor und will sie weiter fördern.

Von Christiane Kern Veröffentlicht:
Willkommen, Gene: Immer mehr Biotech-Produkte erreichen den Markt.

Willkommen, Gene: Immer mehr Biotech-Produkte erreichen den Markt.

© Danielle Bonardelle / fotolia.com

FRANKFURT/MAIN. Höhere Umsätze, mehr Mitarbeiter sowie eine gestiegene Anzahl an Firmen - die Biotech-Industrie in Deutschland ist auch im vergangenen Jahr gewachsen.

Dennoch muss die Branche sparen. Sorgen bereiten dem Industriezweig die deutlich gesunkenen Zuflüsse an Wagniskapital.

Das hatte zur Folge, dass die Investitionen in Forschung und Entwicklung (F&E) weiter zurückgegangen sind. Erstmals seit 2006 fielen die F&E-Aufwendungen mit 975 Millionen Euro unter die Milliardengrenze.

Das geht aus der Firmenumfrage hervor, die das Fachinformationsportal biotechnologie.de zum siebten Mal in Folge im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) erhoben hat.

Befragt wurden insgesamt 742 Unternehmen, von denen 584 antworteten. Die Ergebnisse der diesjährigen Umfrage wurden im Rahmen der Deutschen Biotechnologietage in Frankfurt vorgestellt.

Industriezweig beschäftigt rund 16.300 Mitarbeiter

Die deutsche Biotech-Industrie konnte ihren Umsatz 2011 im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent auf 2,62 Milliarden Euro steigern.

In den dedizierten Biotech-Unternehmen - laut OECD-Definition jene Firmen, die sich ausschließlich mit Biotechnologie befassen - waren rund 16.300 Mitarbeiter beschäftigt.

Das sind 5,3 Prozent mehr als 2010. Ebenso ist die Zahl der dedizierten Firmen gestiegen, und zwar um 2,6 Prozent auf 552 Unternehmen.

Aber auch in der Großindustrie wie bei Pharma-, Chemie- und Saatgut-Herstellern erobern der Umfrage zufolge biotechnologische Prozesse immer mehr Raum.

In Deutschland zählen 126 Betriebe zur Kategorie "sonstige biotechnologisch-aktive Unternehmen", da Biotech-Aktivitäten nur einen Teil ihrer Geschäfte ausmachen. Bei diesen Unternehmen erhöhte sich die Personalzahl um rund 570 Mitarbeiter auf etwa 17.570 Beschäftigte.

Öffentliche Fördermittel blieben konstant

Schwierig gestaltete sich 2011 für die meisten Biotech-Unternehmen die Sicherstellung ihre Finanzierung. Mit 142 Millionen Euro gingen die Kapitalinvestitionen von privater Seite stark zurück.

Im Jahr zuvor waren noch 656 Millionen Euro in die Branche geflossen. Im Gegensatz dazu blieb der Strom an öffentlichen Fördermitteln mit 45 Millionen Euro konstant.

"Wir werden die Forschungs- und Entwicklungsprojekte von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) auch weiterhin unterstützen. Sie treiben den Innovationsmotor Biotechnologie an und liefern wichtige Impulse für die Gesundheitswirtschaft und die Bioökonomie", sagte der Parlamentarische Staatssekretär im BMBF, Dr. Helge Braun.

Trotz der gesunkenen Finanzierungszahlen erreichen immer mehr Produkte deutscher Biotech-Unternehmen den Markt. BIO Deutschland zählte in einer Erhebung Anfang vergangenen Jahres rund 700 Biotech-Erzeugnisse "Made in Germany".

Andreas Mietzsch, Vorstandschef des Fachkommunikationsunternehmens BIOCOM (Berlin): "Viele Unternehmen haben sich mit profitablen Geschäftsmodellen und Produkten unabhängig von den Launen und Moden des Kapitalmarktes gemacht. Die Branche ist erwachsen geworden."

Die Umfrage von biotechnologie.de wird in diesem Jahr komplettiert durch einen Blick auf die Forschungslandschaft, die im Herbst 2011 durchgeführt wurde. Demnach arbeiteten Ende des Jahres 2010 an bundesweit über 200 Einrichtungen 31.000 Mitarbeiter in der Biotechnologie.

Universitäten, Fachhochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Standorte der staatlichen Ressortforschung verfügten über ein Gesamtbudget von 3,4 Milliarden Euro. Hinzu kamen knapp 1,4 Milliarden Euro an Drittmitteln.

Schlagworte:
Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Frühe Nutzenbewertung

G-BA: Geringer Zusatznutzen für Nivolumab bei Ösophaguskrebs

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Arzneiforschung: Von Innovationen profitieren nicht nur Patienten, sondern immer auch die Gesellschaft als Ganzes.

© HockleyMedia24 / peopleimages.com / stock.adobe.com

Nutzenbewertung

Arznei-Innovationen: Investition mit doppeltem Nutzen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Verband der forschenden Pharma-Unternehmen (vfa)
Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

© Springer Medizin Verlag

Unternehmen im Fokus

Patientenzentrierter Ansatz und europäische Produktion

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Advanz Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

Wie Ärzte in Stresssituationen richtig reagieren können

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“