Neuer PKV-Bericht

Boom bei den betrieblichen Krankenversicherungen geht weiter

Die Versichertenzahlen der privaten Krankenversicherer liegen weiterhin auf stabilem Niveau. Eine besonders hohe Nachfrage verzeichneten die betrieblichen Krankenversicherungen.

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2021 wechselten mehr Menschen von der GKV in die PKV als umgekehrt.

2021 wechselten mehr Menschen von der GKV in die PKV als umgekehrt.

© sharpi1980 / stock.adobe.com

Köln. Die privaten Krankenversicherer (PKV) freuen sich über stabile Versichertenzahlen in der Krankenvollversicherung. Nachdem der Kundenbestand in dem Bereich viele Jahre lang zurückgegangen war, blieb er 2021 konstant: Laut einem aktuellen Bericht des PKV-Verbands zählten die insgesamt 52 Anbieter Ende 2021 zusammen 8,7 Millionen Vollversicherte, davon waren 52,3 Prozent beihilfeberechtigt.

Besonders erfreulich lief es für die Branche in der betrieblichen Krankenversicherung (bKV), bei der Firmen für ihre Beschäftigten Zusatzversicherungen anbieten. Insgesamt 1,6 Millionen Personen hatten 2021 eine bKV, 54 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der Arbeitgeber, die bKV anbieten, stieg um knapp 39 Prozent auf 18.200.

Auch das Geschäft mit privaten Zusatzpolicen legte zu, die Zahl der Verträge stieg 2021 um fast 4 Prozent auf 28,5 Millionen Stück. „Das Bedürfnis nach einem Schutz über dem Niveau der gesetzlichen Krankenversicherung ist ungebrochen hoch“, sagte Verbandsdirektor Florian Reuther. Für viele PKV-Gesellschaften ist das Geschäft mit Zusatzversicherung ein wichtiges Wachstumsfeld, da die meisten Anbieter in der Vollversicherung seit etlichen Jahren mehr Kunden durch Tod oder Wechsel in die GKV verlieren als sie im Neugeschäft gewinnen.

Mehr Wechsler zur PKV als umgekehrt

Einen weiteren Beleg für die Attraktivität der PKV sieht Reuther in der Tatsache, dass auch 2021 wieder mehr Menschen von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die PKV gewechselt sind als in die umgekehrte Richtung. Der sogenannte Wechselsaldo betrug 23.300 Personen zugunsten der PKV, 2020 waren es 20.200.

„Insgesamt blicken wir auf ein Jahr zurück, das sich trotz der Krise vor allem durch Stabilität auszeichnet“, sagte Reuther. „Die Zahl der Versicherten stieg 2021 von 36,2 Millionen auf 37,2 Millionen Menschen. Damit vertraut beim Thema Gesundheit fast jeder zweite Bundesbürger auf den Schutz der privaten Krankenvoll- und Zusatzversicherung.“

Die PKV-Gesellschaften kamen 2021 zusammen auf Beitragseinnahmen von 45,4 Mrd. Euro, das war ein Plus von 3,8 Prozent. 35,6 Mrd. Euro stammten dabei aus der Krankenversicherung, davon wiederum 27,1 Mrd. Euro aus der Vollversicherung.

Weniger Versicherte im Notlagentarif

Die Zahl der im Notlagentarif versicherten Personen sank 2021 weiter – um 5,2 Prozent auf 83.500. „Der Rückgang zeigt: der Notlagentarif erfüllt sein Ziel, dass Versicherte ihre Schulden leichter tilgen und in ihre Normaltarife zurückkehren können“, schreibt der PKV-Verband. Der Notlagentarif war 2013 eingeführt worden, um PKV-Versicherten in finanziellen Notlagen einen Mindestversicherungsschutz zu bieten, auch wenn Beitragsrückstände bestehen oder Beiträge nicht bezahlt werden können.

Auch das Institut V.E.R.S Leipzig bescheinigt der PKV, dass sie das zweite Corona-Jahr gut gemeistert hat. Die Unternehmen haben 2021 im Durchschnitt das beste versicherungstechnische Ergebnis im Zeitraum seit 2016 erwirtschaftet, ergab eine Analyse von Geschäftskennzahlen der 25 größten Anbieter, die zusammen für 97 Prozent des Marktes stehen.

Schere zwischen den Anbietern geht weiter auseinander

Auffällig ist allerdings, dass in der Krankenvollversicherung die Schere zwischen den Anbietern immer weiter auseinander geht: Gesellschaften, die 2021 in der Vollversicherung zugelegt haben, konnten dort auch gesamten im Zeitraum von 2016 bis 2021 ein durchschnittliches Wachstum aufweisen. Und umgekehrt: Fast allen Anbietern, die 2021 mehr Vollversicherte verloren als gewonnen haben, ergeht das schon seit 2016 nicht anders.

Deutliche Unterschiede gab es 2021 auch bei den Kosten der Gesellschaften: Die durchschnittliche Abschlusskostenquote, die die Aufwendungen für die Vertragsabschlüsse ins Verhältnis zu den Beitragseinnahmen setzt, erreichte bei den 25 von V.E.R.S Leipzig untersuchten Anbieter mit 7,56 Prozent den höchsten Wert im Zeitraum seit 2016. Die Werte liegen zwischen 0,94 Prozent und 19,68 Prozent.

Auch die Betriebskostenquote erreichte mit 9,84 Prozent den höchsten Wert bei dieser Mehrjahresbetrachtung, mit Werten zwischen 3,16 Prozent und 22,24 Prozent. Die Verwaltungskostenquoten reichen von 0,92 Prozent bis 3,46 Prozent, der Durchschnitt beträgt 2,28 Prozent. (acg/bel)

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