Anlagen-Kolumne
Brexit-Gefahren mahnen weiter zur Vorsicht
Nicht mehr lange und der harte Brexit droht. Ob er wirklich kommt, kann derzeit niemand mit Gewissheit sagen. Allerdings wurde jüngst ein Regierungspapier veröffentlicht, in dem im Fall des Falles vor einer (kurzfristigen) Nahrungsmittelknappheit und möglichen Versorgungsengpässen bei Medikamenten gewarnt wird. Keine guten Nachrichten für chronisch Kranke. Zumal nicht bekannt ist, inwieweit sich diese Patienten im Vorfeld mit ihrer Arznei bevorraten können.
Unsicherheiten gibt es auch bei den freiverkäuflichen Medikamenten. Hier dürfte es ebenfalls zu Verknappungen kommen, und falls das Vereinigte Königreich aufgrund des Brexits in eine Rezession rutscht, ist zudem damit zu rechnen, dass die Nachfrage nach diesen Produkten ins Stocken gerät.
Die drohenden Engpässe bei der Medikamentenversorgung erklären sich unter anderem dadurch, dass Importe durch hohe Zölle ausgebremst werden könnten. Und bei Präparaten, die in Großbritannien produziert werden, ist zwar die Fabrik im Land, aber irgendwann dürften die Rohstoffe knapp werden, denn die kommen wiederum meist aus dem Ausland.
Wie wird es den britischen börsennotierten Medikamentenherstellern in dieser Gemengelage ergehen? Den lokalen Produzenten vermutlich schlechter als den großen, weltweit agierenden Pharmaherstellern. Denn ihnen fehlen in einer Rezession ausländische Erträge für den Ausgleich der schlechten Marktphase.
Mangelnde Liquidität sorgt dann rasch für Probleme, das schwache britische Pfund tut das Seinige dazu. Globale Akteure hingegen können ihre Erträge im Ausland parken und die Rechnungen für bestellte Rohstoffe oder Vorprodukte von diesen Konten begleichen.
Zu einem solchen Szenario muss es gleichwohl nicht kommen. Anleger tun trotzdem gut daran, bei britischen Pharma- und Medizintechnikunternehmen derzeit Vorsicht walten zu lassen.
Dr. Hanno Kühn ist Chief Investment Officer der Deutschen Apotheker- und Ärztebank (apoBank).