Britische Hausärzte kassieren am Telefon ab

LONDON (ast). Britische Hausärzte sind ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Der Grund dafür: Immer mehr Hausärzte gehen dazu über, Patienten, die in der Praxis anrufen, überdurchschnittlich hohe Telefongebühren abzuverlangen.

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Ein Anruf beim Arzt kann für Briten teuer sein. Manche Praxen verlangen Extra-Gebühren.

Ein Anruf beim Arzt kann für Briten teuer sein. Manche Praxen verlangen Extra-Gebühren.

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Wie aus aktuellen Zahlen des Londoner Gesundheitsministeriums hervorgeht, haben landesweit etwa 1500 Hausarztpraxen des staatlichen britischen Gesundheitsdienstes (National Health Service, NHS) neue Telefonverbindungen eingerichtet. Für die müssen anrufende Patienten umgerechnet rund 60 Cent pro Minute Gebühren bezahlen. Das ist mehr als dreimal so viel wie der normale Ortstarif. Der Hausarzt darf einen Teil der so erzielten Einnahmen für sich behalten. Die Umstellungen haben dazu geführt, dass inzwischen rund zehn Millionen NHS-Patienten nur noch über eine Premium-Telefonnummer mit ihrer Hausarztpraxis sprechen können, um zum Beispiel Termine zu vereinbaren.

Das sorgt sowohl bei den Patienten als auch bei einigen Gesundheitspolitikern für gehörigen Unmut. "Patienten rufen ihren Hausarzt nur in Notsituationen an, wenn sie ohnehin schon gestresst oder besorgt sind. Diesen Patienten dann auch noch zusätzliches Geld für die Gesprächszeiten abzuverlangen, ist moralisch fragwürdig", sagte der Unterhausabgeordnete Graham Stuart.

Stuart verlangt von der Londoner Regierung die Abschaffung der Sondertelefonnummern. Gesundheitsminister Alan Johnson steht dagegen auf der Seite der Ärzte. Der Gesundheitsminister wies in London darauf hin, dass mehr als 6500 Primärarztpraxen in Großbritannien nach wie vor keine höheren Telefongebühren von ihren Patienten kassierten. Die Tatsache, dass 1500 NHS-Praxen höhere Gebühren verlangten, zeige, dass "der interne Markt im staatlichen Gesundheitswesen funktioniert".

Freilich: Mehrfach hatte das Gesundheitsministerium in der Vergangenheit versucht, staatliche Hausärzte zu überreden, keine höheren Telefongebühren zu verlangen. So hatte das Ministerium im Dezember 2006 neue Richtlinien herausgegeben, in denen es heißt, Hausärzte sollten "nicht mehr als den Ortstarif" für telefonische Auskünfte verlangen. Diese Richtlinien haben aber nur Empfehlungscharakter. Britische Ärzte müssen sich nicht daran halten.

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