Chefärzte sollen Kollegen bewerten und beraten
Die ersten ärztlichen Peers sind nun ausgebildet. Sie sollen für mehr Qualität in Kliniken sorgen.
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Keine Last sondern kollegialer Austausch: Chefärzte geben ihr Wissen weiter und sorgen so für mehr Qualität in Kliniken.
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BERLIN (ami). Der bundesweit erste Kurs "Ärztliches Peer Review" nach dem neu entwickelten Curriculum der Bundesärztekammer (BÄK) hat im April in Berlin stattgefunden. Das teilte die Ärztekammer Berlin mit.
16 Chefärzte aus ganz Deutschland wurden dabei in Kooperation mit der Initiative Qualitätsmedizin (IQM) zu so genannten Peers ausgebildet. Peers sind anerkannte Experten ihres Fachgebietes.
Im Zentrum des Kurses steht der Ausbau kommunikativer und sozialer Kompetenzen für die lösungsorientierte Gesprächsführung. Zudem lernten die Chefärzte, ihre Arbeit gegenseitig strukturiert zu bewerten und konstruktive Verbesserungsvorschläge zu machen.
Ärzte mit dieser Fortbildung suchen als Peer-Teams andere Kliniken auf, die an dem Verfahren der IQM teilnehmen, und erarbeiten dort mit den Chefärzten Maßnahmen zur Optimierung der Behandlungsqualität.
"Alle bisherigen Erfahrungen zeigen eine hohe Akzeptanz des Verfahrens. Berührungsängste lassen sich schnell abbauen, wenn der Dialog so abläuft wie vorgesehen: Ohne Kritik und Anklage, ohne Rechtfertigungsnot, mit Experten weit außerhalb einer möglichen Konkurrenzsituation im Austausch gegenseitiger Argumente und ohne Ranking-Ängste", so der Vorsitzende des Ausschusses Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement der Ärztekammer Berlin, Dr. Erich Fellmann.
"Sich gegenseitig im fachlich-kollegialen Dialog freiwillig und strukturiert unter Kollegen auf gleicher Augenhöhe auszutauschen, sorgt für eine nachhaltige Qualitätsverbesserung in deutschen Krankenhäusern", so der Berliner Kammerpräsident Dr. Günther Jonitz, Vorsitzender der Qualitätssicherungsgremien der BÄK.
Viele Ärzte würden Qualitätssicherung durch den bürokratischen Aufwand vor allem als Last erleben. Der konkrete Nutzen für die Patientenversorgung werde oft als fragwürdig empfunden, so Jonitz weiter. Beim Peer Review-Verfahren sei im kollegialen Austausch ein direkter Praxisbezug gewährleistet. "Die Qualität des Arztes kann letztlich nur der Arzt beurteilen", sagte Jonitz der "Ärzte Zeitung".